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Ostschweiz wahrt ihren Unternehmergeist

Firmengründungen während Corona Ostschweiz wahrt ihren Unternehmergeist

Simon May

Firmengründungen sind ein Spiegel der Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit. Die Ostschweizer Gründerszene erwies sich als erfreulich resistent während der Corona-Pandemie: Sie zeigte sich dynamischer als die restliche Schweiz – insbesondere während der ausserordentlichen Lage. Einzelne Kantone und Branchen erreichten gar Höchstwerte.

Wagen es Unternehmerinnen und Unternehmer selbst während der Corona-Krise, neue Firmen zu gründen? Eine Studie des Instituts für Jungunternehmen (IFJ) zeigt insbesondere in der Kernregion Ostschweiz eine erfreuliche Dynamik.
 

Nur leichter Rückgang

In Sachen Firmengründungen liegen drei Rekordjahre hinter uns. Die Ostschweiz legte zudem in den letzten fünf Jahren besonders dynamisch zu. Die Messlatte liegt also hoch, gleichzeitig stellen Corona-Pandemie und Lockdown die Gründer selbstredend vor besondere Herausforderungen. Doch – angesichts der Situation – liessen sich erstaunlich wenige von Gründungen abschrecken: 17 377 neue Firmen wurden von Januar bis Mai 2020 in der Schweiz gegründet. Auf die Ostschweizer Kantone fielen davon 1535. Das entspricht knapp 9 Prozent aller Firmengründungen in dieser Zeit respektive einem eher leichten Rückgang von 8 Prozent gegenüber 2019. In der restlichen Schweiz lag der Rückgang etwas höher bei 9 Prozent.
 

Ostschweiz behauptet sich im Lockdown

Noch akzentuierter zeigt sich das Bild für die 75 Tage der «ausserordentlichen Lage» vom 17. März bis Ende Mai: Gegenüber dem Vorjahr sank die Zahl der Firmengründungen in der Gesamtschweiz um fast 18 Prozent, während die Ostschweiz den bereits genannten Rückgang von 8 Prozent auch während des Lockdowns halten konnte. Das sind positive Signale für die Ostschweiz und die Schaffung neuer Arbeitsplätze in der Region. In der Ostschweiz hat sich die Gründerszene als besonders krisenresistent erwiesen und schien gut mit der besonderen Situation zurechtzukommen.

 

Thurgau mit Rekordstart

Innerhalb der Ostschweizer Kantone sticht der Thurgau nochmals besonders heraus: Mit 514 Neugründungen während der ersten fünf Monate im 2020 verzeichnete er gar einen neuen Rekordwert – Corona zum Trotz. Auch Appenzell Ausserrhoden blieb über dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre. St.Gallen und Appenzell Innerrhoden verzeichneten Werte knapp unter dem Fünfjahresdurchschnitt. Das zeugt von ausgeprägtem Unternehmergeist in der Ostschweiz.

 

Hightech wuchs am stärksten

Ein Blick in die verschiedenen Branchen zeigt grosse Unterschiede: Der Bereich Hightech legte in den ersten fünf Monaten um 75 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu – allerdings macht er nur einen kleinen Teil an der Zahl der gesamten Gründungen aus. Das Architektur und Ingenieurwesen verzeichnete bei den Firmen-gründungen einen Zuwachs von 33 Prozent. Bei Marketing und Kommunikation waren es immerhin 3 Prozent. Relativ gut hielten sich das Immobilienwesen, das Handwerk sowie private und geschäftliche Dienstleistungen; die Gründungen gingen dort nur leicht zurück. In den übrigen Branchen verzeichneten
die Firmengründungen einen Rückgang von zwischen 10 und 36 Prozent – dazu gehört auch der Bereich Informatik und Informationstechnologien mit rund 14 Prozent. Wenig überraschend musste die Branche Mobilität mit 36 Prozent den stärksten Rückgang hinnehmen.

 

Mehr Online-Gründungen

Der Lockdown treibt die Digitalisierung auch in der Gründerszene stark an. Dank online-basiertem Service gründen Menschen in allen Kantonen ihre Firma inzwischen sicher von zuhause aus. Sie benötigen dafür nur einen Gang zum Briefkasten. Das IFJ wickelte als Branchenführer 40 Prozent mehr Firmengründungen via seinen Internetdienst ab. Jährlich begleitet das IFJ insgesamt rund 2500 Gründungen.
 

Wichtig für neue Arbeitsplätze

Für eine gut funktionierende Volkswirtschaft ist es essentiell, dass täglich neue Firmen gegründet werden. Glücklicherweise belegt die Schweiz seit Jahren weltweit Spitzenplätze Bei Innovation, Effizienz und Patentanmeldungen. Die volkswirtschaftliche Relevanz neu gegründeter Unternehmen zeigt sich eindrücklich an ihren nachhaltig geschaffenen Arbeitsplätzen. In der Schweiz sind rund 400 000 Arbeitnehmende in Unternehmen beschäftigt, die keine zehn Jahre alt sind.


Simon May studierte Wirtschaft an der Fachhochschule St.Gallen (FHS) mit den Vertiefungen Controlling und International Management. Seit 2003 ist er in der Startup-Szene tätig und heute Geschäftsführer beim IFJ Institut für Jungunternehmen. Zusätzlich ist Simon May Lehrbeauftragter am Weiterbildungszentrum der FHS zum Thema Entrepreneurship.

 

 

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