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Spitalstrategie ernsthaft hinterfragen

Studie HFutura zur Spitallandschaft im Kanton St.Gallen Spitalstrategie ernsthaft hinterfragen

Die St.Galler Regierung will die bestehende Spitalinfrastruktur in den kommenden Jahren für fast zwei Milliarden Franken sanieren. Trotz der gigantischen Investitionssumme wird kaum hinterfragt, ob die heutige Spitallandschaft auch in Zukunft sinnvoll ist. Eine von der Industrie- und Handelskammer St.Gallen-Appenzell in Auftrag gegebene Studie möchte die politische Diskussion wieder ankurbeln und schlägt die Spitalstrategie HFutura vor. Diese baut auf der bisherigen Spitalstrategie auf, setzt deren Grundziel der Leistungskonzentration aber konsequenter um.

Sonntag, 18. August 2013 | Voraussichtlich Ende 2014 soll die St.Galler Stimmbevölkerung an der Urne über ein milliardenschweres Investitionspaket befinden: Dann will der Regierungsrat eine Abstimmung zu sechs Bauvorlagen durchführen, um bestehende öffentliche Spitäler für eine Milliarde Franken sanieren zu können. In einem weiteren Schritt sollen nochmals gut 800 Millionen in die Erneuerung der bisherigen Spitalinfrastruktur gesteckt werden. Angesichts der Investitionssumme von fast zwei Milliarden ist es für die Industrie- und Handelskammer St.Gallen-Appenzell (IHK) zwingend, sich über allfällige Alternativen ernsthaft Gedanken zu machen. Sie hat deshalb eine ergebnisoffene Studie in Auftrag gegeben, um Quadriga II – die aktuelle Spitalstrategie des Kantons St.Gallen – zu überprüfen und mögliche Alternativen vorzuschlagen.

HFutura empfiehlt fünf Akutspitäler und vier Gesundheitszentren

Die Studie bescheinigt Quadriga II, den richtigen Weg der Leistungskonzentration eingeschlagen zu haben. Allerdings sollte dieser Weg noch konsequenter beschritten werden. Die Studie schlägt eine Spitallandschaft HFutura mit noch fünf Akutspitälern vor. Das Kantonsspital St.Gallen wird dabei noch eindeutiger als überregionales Zentrumsspital positioniert. Es soll zusammen mit dem Ostschweizer Kinderspital an einem neuen Standort errichtet werden. Auch die Standorte Rheintal und Wil erhalten Neubauten und werden zu Spitälern der erweiterten Grundversorgung. Damit werden für inner- wie ausserkantonale Patienten qualitativ hochstehende Leistungsangebote und für das Personal attraktive Arbeitsplätze geschaffen sowie überregionale Kooperationen ermöglicht. Die Standorte Wattwil und Uznach werden im bereits heute geplanten Umfang saniert. Für das Spital Linth sind umgehend Kooperationen oder Fusionen mit den umliegenden Spitälern (Männedorf und Lachen) zu konkretisieren. Die Standorte Flawil, Rorschach, Altstätten und Walenstadt sollen mittels Public Private Partnership-Modellen in ambulante Gesundheitszentren umgewandelt werden. Mit der Notfallversorgung und Rettungsdienst-Stützpunkten gewährleisten sie zusammen mit den Akutspitälern die Versorgungssicherheit in den Landregionen.

Höhere Qualität zu tieferen Kosten

Die Spitalstrategie HFutura baut auf Quadriga II auf und nimmt die wichtigen Entwicklungen eines modernen Gesundheitswesens auf. Dazu gehören der Trend zu Zentrumsspitälern, die zunehmende Verlagerung der Leistungen in den ambulanten Sektor, die erschwerte Rekrutierung von qualifiziertem Personal oder der vermehrte Einsatz prozessorientierter und modular gestaltbarer Spitalbauten, die flexibel bleiben für medizinische und technische Weiterentwicklungen.
Die Autoren der Studie sind überzeugt, dass mit HFutura und tendenziell geringeren Investitionen ein zukunftsträchtigeres, nachhaltigeres, qualitativ besseres und auch (volks-) wirtschaftlich effizienteres Spital-Angebot bereitgestellt werden kann. Gleichzeitig nimmt HFutura Rücksicht auf die dezentrale Besiedlung des Kantons und den durch die neue Spitalfinanzierung verstärkten Wettbewerb um Patienten zwischen den Kantonen.

Politik ist am Zug

Die IHK versteht die Studie als Dienst zugunsten der St.Galler Kantonalpolitik. Denn so wie es in der Medizin das gute Recht eines Patienten ist, vor schwerwiegenden Entscheidungen eine Zweitmeinung einzuholen, so sollte dies in der Politik nicht anders sein. Die IHK-Studie bietet dem St.Galler Kantonsrat eine von der Regierung unabhängige Zweitmeinung und verbessert so die Grundlagen, um über die Zukunft der St.Galler Spitallandschaft zu entscheiden. Dies entspricht offensichtlich einem Wunsch vieler Kantonspolitikerinnen und –politikern, die der blinden Fortführung der bisherigen Spitalstrategie mit Unbehagen begegnen. Die Idee und der Wunsch, über eine von der Regierung unabhängige Studie zu verfügen, stammte denn auch von bürgerlichen Parlamentariern.

 

Downloads

PDF icon IHK-Standpunkt: Wieviele Spitäler braucht der Kanton St.Gallen? (Zusammenfassung Studie)
August 2013 | Robert Stadler, Dr. Kurt Weigelt

PDF icon Studie: Künftige Spitallandschaft Kanton St.Gallen
August 2013 | Lenz Beratungen & Dienstleistungen AG

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