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IHK begrüsst Stossrichtung der neuen St.Galler Spitalstrategie

Baustelle Ostschweizer Spitallandschaft IHK begrüsst Stossrichtung der neuen St.Galler Spitalstrategie

Die IHK St.Gallen-Appenzell begrüsst die Stossrichtung und die konkreten Massnahmen zur Weiterentwicklung der Strategie der St.Galler Spitalverbunde. Es besteht dringender Handlungsbedarf, und die Massnahmen erscheinen als zielgerichtet und angemessen. Zentral für die IHK ist eine vollständige und rasche Umsetzung der Massnahmen. Dazu sollen dem Verwaltungsrat der Spitalverbunde im Rahmen des Leistungsauftrages umfassende Kompetenzen eingeräumt werden.

Ende Oktober hat die St.Galler Regierung mit der Strategie «4plus5» einen Vorschlag zur Weiterentwicklung der Strategie der St.Galler Spitalverbunde unterbreitet und zu einer Vernehmlassung eingeladen. Die IHK St.Gallen-Appenzell erachtet die Vorlage insgesamt als ausgewogen und unterstützt diese.

Dringender Handlungsbedarf

An einer Neuausrichtung der St.Galler Spitalstrategie führt kein Weg vorbei – primär aus vorausschauenden Qualitätsüberlegungen, aber auch aus finanziellen Gründen. Bezüglich Versorgungsqualität ist erstens die weiter fortschreitende Spezialisierung der medizinischen Leistungserbringung festzustellen, dies bei einem nicht zuletzt aufgrund der Alterung der Gesellschaft anhaltenden Trend zu komplizierten Fällen. Zweitens wird es zunehmend schwierig, das benötigte Personal zu rekrutieren. Aus diesen Gründen kann das medizinische Angebot nicht mehr an allen aktuellen Spitalstandorten in der geforderten Qualität und rund um die Uhr angeboten werden. Ein solch flächendeckendes Angebot hätte nicht zuletzt auch negative finanzielle Konsequenzen, da die hohen Vorhalteleistungen (vor allem in Form von Personalkosten) nicht mehr auf Basis der Einnahmen aus den an den kleinen Spitälern sehr bescheidenen Fallzahlen gedeckt werden können. Ohne Anpassung der Strategie droht deshalb bis 2028 ein strukturelles Defizit von 70 Millionen Franken pro Jahr. Mit einer weiteren Vertiefung der Netzwerkstrategie allein lassen sich diese Probleme nicht mehr lösen. Nötig ist vielmehr eine Reduktion der Spitalstandorte, welche die für eine hohe Qualität und eine nachhaltige Finanzierung nötigen Fallzahlen erst ermöglicht.

Sinnvolle Strategie «4plus5»

Die Vorlage der Regierung präsentiert das Konzept «4plus5». Die stationäre Spitalversorgung wird auf vier Standorte beschränkt, mit dem Kantonsspital St.Gallen als Endversorger mit spezialisierter und hochspezialisierter Medizin und den Spitälern Grabs, Linth und Wil als regionalen Grundversorgern. Altstätten, Rorschach, Flawil, Wattwil und Walenstadt sollen dagegen als Akutspitäler geschlossen und in regionale Gesundheits- und Notfallzentren (GNZ) umgewandelt werden. Dass eine Reduktion der Standorte nötig ist, steht für die IHK ausser Frage. Diese Notwendigkeit wurde nicht zuletzt durch die eigenen Untersuchungen «HFutura» belegt. Die Lage der verbleibenden Standorte erscheint für den Ringkanton St.Gallen als sinnvoll. Mit vier Standorten ist der Zugang zu stationären Wahleingriffen weiterhin in zumutbarer Distanz möglich. Für Notfalldienste sind die neuen Notfallzentren und die mobilen Rettungseinheiten zuständig. Insgesamt ist der Zugang zu Leistungen für die St.Galler Bevölkerung weiterhin einfach möglich, dies in gewünschter Qualität.

Rasche Umsetzung gefragt

Wichtig erscheint zudem eine rasche Umsetzung der neuen Spitalstrategie. Nicht zuletzt für das Personal sind klare Perspektiven wichtig, sonst droht ein Exodus von Ärzten und Pflegepersonal. Gleiches gilt für die Patienten. Die Details der Umsetzung sollen in der Verantwortung des Verwaltungsrates liegen, da dieser für die unternehmerischen Entscheide verantwortlich ist und die Herausforderungen des Spitalbetriebs kennt. Die Politik definiert den Leistungsauftrag, die Umsetzung ist Kernaufgabe der Spitalverbunde.

Notwendige politische Kompromisse

In der Vorlage des Regierungsrates fehlt die von der IHK oft geforderte Zusammenarbeit mit den umliegenden Kantonen (Stichwort «Gesundheitsregion»). Die IHK hat aber Verständnis dafür, dass die Vorlage nicht auf ein Erreichen dieser heute noch fehlenden Zusammenarbeit warten kann. Zentrale Weichenstellungen müssen jetzt erfolgen, und zuerst sind die Hausaufgaben zu machen. Die jüngste Absichtserklärung zur kantonsübergreifenden Zusammenarbeit in Sachen Spitallisten ist als positives Signal zu werten. Die Vorstellung, dass sich mit einer verbesserten Zusammenarbeit allein die Schliessung von Akutspitälern vermeiden lässt, muss hingegen als unrealistisch bezeichnet werden. Dazu bestehen in der Region rund um den Säntis zu viele Spitäler, die um dieselben knappen Ressourcen buhlen.

Private Anbieter nicht konkurrenzieren

Die Vorlage gibt privaten Anbietern nur eine kleine Rolle bei der Spitalversorgung im Kanton St.Gallen, was für die IHK grundsätzlich zwar ebenfalls als negativ zu beurteilen ist. Allerdings hat die IHK angesichts der Dringlichkeit und der politischen Restriktionen ebenfalls Verständnis für diese Ausrichtung. Mit den GNZ sollen fünf ambulante Versorgungszentren aufgebaut werden, welche in Konkurrenz zu privaten Anbietern (unter anderem Hausärzte) stehen können. Geplant sind im Moment allerdings nur subsidiäre Angebote, welche zur Sicherstellung der regionalen ambulanten Versorgung dienen. Bestehende private Anbieter sollen dagegen nicht konkurrenziert werden. Die IHK erwartet, dass dieser Subsidiaritätsgedanke gegenüber den privaten Anbietern konsequent angewandt wird. Die Standortwahl der GNZ soll zudem durch den Verwaltungsrat und nicht durch den Kanton erfolgen.

Fazit

Die IHK St.Gallen-Appenzell

  • begrüsst die grundsätzliche Stossrichtung der Regierung zur Weiterentwicklung der Strategie der St.Galler Spitalverbunde;
  • wünscht sich eine rasche Umsetzung;
  • fordert, dem Verwaltungsrat der Spitalverbunde im Rahmen des Leistungsauftrags umfassende Kompetenzen zu einer raschen Umsetzung einzuräumen;
  • erwartet, dass die Kompetenz zur Festlegung der GNZ-Standorte dem Verwaltungsrat übertragen wird.

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