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Breite Wirkung der Universität St.Gallen in der Region und auf die Region

IHKtalk@HSG Breite Wirkung der Universität St.Gallen in der Region und auf die Region

08. November 2021 | Wie übernimmt die Universität St.Gallen (HSG) gegenüber der Region Verantwortung? Passend zum Jahresthema der IHK «Vertrauen und Verantwortung» diskutierten Dr. Roland Scherer, Direktor des Instituts für Systemisches Management und der Public Governance der HSG, und Katherine Broder, Vice-President der Buildings Solutions von Hexagon Geosystems, mit Markus Bänziger, Direktor der Industrie- und Handelskammer im Rahmen der neuesten Ausgabe von IHKtalk@HSG über die regionale Verantwortung der HSG in der Kernregion Ostschweiz.

Der Bezug zur Region ist bereits in der Entstehungsgeschichte der HSG gegeben. Ursprünglich gegründet wurde die Universität als Handelsschule für das Textilgewerbe. Mitgründer damals: die Industrie und Handelskammer St.Gallen (IHK). Die IHK hatte bis in die 1960er Jahre einen Sitz im Universitätsrat, dann wurde die Universität vollständig an den Kanton übergeben. Die Universität St.Gallen befindet sich also keinesfalls zufällig, wo sie ist. Neben ihrer internationalen Ausrichtung in Forschung, Lehre und Weiterbildung spielt die regionale Verankerung für die HSG eine wichtige Rolle. Diese ist auch institutionell im Prorektorat Aussenbeziehungen verankert und die HSG besitzt als eine der wenigen Universitäten eine eigene Regionalisierungsstrategie. Die Kooperation mit der Wirtschaft spielt dabei eine wichtige Rolle und für den Wissenstransfer sind insbesondere die einzelnen Institute wichtig, die durch ihr Angebot von der Forschung bis hin zur Beratung die idealen Ansprechpartner für die Ostschweizer Unternehmen sind. Nicht zu vergessen sind natürlich auch Beiträge der Studierenden wie zum Beispiel in Form von Masterarbeiten in Zusammenarbeit mit einem Unternehmen oder Praktika während des Studiums, die die Studierenden schon vor Abschluss in den regionalen Arbeitsmarkt integrieren.

Covid-19 und das Risiko des verminderten Austauschs

Die Covid-19-Pandemie hatte auch Auswirkungen auf regionale Effekte, die von der HSG für die Region ausgingen. Dafür war vor allem der fehlende Präsenzunterricht während Monaten verantwortlich. Die finanzielle Wertschöpfung durch den Konsum der Studierenden ist nämlich enorm. Knapp 30 Mio. Franken weniger Wertschöpfung gab es im vergangenen Jahr durch die HSG für den Kanton, weil unter anderem der Konsum der Studierenden während der Pandemie wegfiel. Aber auch die nicht stattgefundenen Weiterbildungsveranstaltungen, Events und Kongresse hatten hier grosse negative Auswirkungen. Der Präsenzunterricht ist also unter regionalwirtschaftlichen Gesichtspunkten relevant. Deshalb sind auch die laufenden und geplanten Investitionen wie das Learning Center oder der bevorstehende Neubau am Standort Platztor wichtig. Auch bei Hexagon steht ein Neubau an trotz ausgebauter Home Office Struktur im Unternehmen. Sowohl Broder als auch Scherer betonen die Bedeutung von «Kaffeecken». Informelle Treffen und dadurch entstehender Wissenstransfer können digital nicht ersetzt werden.

Fachkräftemangel in der Ostschweiz müsste nicht sein

Der Fachkräftemangel ist akut. In ihrem Unternehmen ist er Tagesthema, erzählt Katherine Broder. Bei Hexagon Geosystems werden Mitarbeitende gesucht, die breit aufgestellt sind und bereit sind, sich im Unternehmen weiterzuentwickeln. Solche Mitarbeiter finden sich nicht leicht. So geht es vielen Ostschweizer Industrieunternehmen. Laut Broder existieren in der Kernregion Ostschweiz sehr attraktive Arbeitgeber, doch das Bewusstsein für die breite Palette an Arbeitsplätzen, die ein Industrieunternehmen bietet, fehlt bei den Hochschulabgängern. Schwierigkeiten bereitet ausserdem, die positive Vermarktung des Standorts. Das Standortmarketing sollte in Zukunft aktiver angegangen werden, meint Broder. Das Ausmass der Problematik wird an der Universität erkannt und aktiv angegangen:

Zwei Masterstudiengänge zur Linderung des Fachkräftemangels

«Von zehn Studierenden bleiben vielleicht zwei in der Region», meint Roland Scherer. Im DenkRaumBodensee wurden jüngst Studierende aus der gesamten Bodenseeregion zu ihren Beweggründen befragt, in der Region zu bleiben, oder sie zu verlassen. Interessanterweise ist dabei die quantitative Verfügbarkeit von Arbeitsplätzen nicht das zentrale Kriterium. Hier geht es zum einen um die Attraktivität der Arbeitsplätze und vor allem sind es die Familie und Freunde, die in starkem Masse die Wohnortwahl nach Studienende beeinflussen. Solche Erkenntnisse sind essenziell für das Standortmarketing. Ein Weg zur Bekämpfung des Fachkräftemangels hat sich dieses Semester in Form des Masterstudiengangs Computer Science an der HSG aufgetan. Mit diesem und auch dem Joint Medical Master (gemeinsam mit der Universität Zürich) beginnt sich die Universität vermehrt zu diversifizieren. Zu diesem diversifizierten Profil meint Broder: «Die Offenheit für neues zeichnet die Universität aus. Neue Wege zu gehen, auszuprobieren und sich dann auf diesen Gebieten weiterzuentwickeln.»

Eine wichtige Aufgabe für die Zukunft wird jedoch sein, die Quote der Absolventinnen und Absolventen zu erhöhen, die in der Ostschweiz bleiben. In ihrer Regionalisierungsstrategie hat die HSG hier konkrete Massnahmen aufgenommen, die in den kommenden zwei Jahren umgesetzt werden sollen.

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