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«Der prägende Unterschied von heute zu damals ist die Fülle der Informationen»

«Der prägende Unterschied von heute zu damals ist die Fülle der Informationen»

Markus Bänziger, IHK-Direktor 

Zwei Jahrzehnte lang war Peter Eisenhut das Gesicht der Ostschweizer Konjunkturanalyse. Anfang Januar gab er diese Aufgabe weiter an das neu formierte Konjunkturboard Ostschweiz. Wir schauen gemeinsam zurück und in die Zukunft.

Peter Eisenhut, vor über 20 Jahren, damals als Chefökonom der IHK St. Gallen-Appenzell, haben Sie die Konjunkturarbeiten für die Ostschweiz aufgenommen. Wie kam es dazu?

Als ich 1997 die Stelle als Chefökonom der IHK angetreten habe, gab es kaum Informationen über die konjunkturelle Entwicklung in unserer Region. Diesen Mangel haben wir dann behoben, indem wir die Konjunktur­umfrage der KOF / ETH für St. Gallen-Appenzell ausgebaut und auch regionale Daten des Bundesamtes für Statistik in die Analyse und auch für Konjunkturprognosen miteinbezogen haben. Das war der Start für eine perio­dische Berichterstattung über die regionale Konjunkturentwicklung. Aufgrund des grossen Interesses der IHK-Mitglieder haben wir dann beschlossen, das jährlich stattfindende Konjunkturforum «Zukunft Ostschweiz» auf die Beine zu stellen – mit Erfolg: In wenigen Jahren wuchs die Teilnehmerzahl von rund 100 auf 1 000 an.

Welche Bedeutung hatte die Analyse der Konjunktur damals in den Ostschweizer Unternehmen?

Die regionale Konjunkturanalyse ermöglicht den teilnehmenden Unternehmen, damals wie heute, einen objektiven Vergleich ihrer Lage mit dem Durchschnitt ihrer Branche auf regionaler und schweizerischer Ebene. Bei den Analysen und Konjunkturprognosen geht es letztlich um Erkenntnisgewinne. So dienen sie auch als Planungsgrundlage, insbesondere für regional ausgerichtete Firmen und auch für die Kantonsregierungen. Der prägende Unterschied von heute zu damals ist die Fülle der Informationen.

Wie hat sich die Wirtschaft in der Region seither verändert?

Der Strukturwandel von Mitte der 90er-Jahre bis heute war natürlich sehr gross, sowohl zwischen den Branchen als auch innerhalb der Branchen sowie auf Ebene der einzelnen Unternehmen. Beschleunigt wurde dieser Strukturwandel auch durch die diversen Rezessionen: die Immobilienkrisen in den 90er-Jahren, das Platzen der Dotcom-Blase im Jahr 2001, die Finanzkrise 2008, die rezessiven Tendenzen als Folge der europäischen Schuldenkrise sowie die massive Aufwertung des Frankens in den Folgejahren. Aufgrund der aktuellen Pandemie sind die Unternehmen einmal mehr gefordert, durch neue Geschäftsmodelle und Produktionsprozesse den permanenten Wandel mitzugestalten.

Sie ziehen sich zwar aus der Konjunkturumfrage zurück, mit Ihrem Unternehmen ecopol sind Sie aber weiterhin aktiv. Was sind Ihre nächsten Projekte?

Die ecopol ag setzt sich zum Ziel, Entscheidungsträger aus der Wirtschaft, der Politik und der Verwaltung in volkswirtschaftlichen und politischen Fragestellungen zu unterstützen. Das bleibt auch weiterhin unsere Mission, die wir nur mit fundierten Kenntnissen über die Entwicklung der Wirtschaft erfüllen können. Zurzeit beschäftigen wir uns intensiv mit der Frage der längerfristigen Entwicklung der Wirtschaft, also des Wachstumspoten­zials nach der Corona-Krise und der Folgerungen für eine «kluge» Unternehmens- und Wirtschaftspolitik.

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