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Was kümmert uns Nachhaltigkeit?

«Capital for Purpose» Was kümmert uns Nachhaltigkeit?

Markus Bänziger, IHK-Direktor

Nachhaltigkeit – kein Weg führt daran vorbei. Auch «Capital for Purpose» adressiert im Kern Nachhaltigkeitsfragen und widmet sich dem langfristig orientierten Einsatz von Kapital. Der Wirtschaft kommt dabei eine Schlüsselrolle zu.

Nachhaltigkeitsüberlegungen begleiten die Menschen seit jeher. In einem subsistenzorientierten Wirtschaftssystem, wie es die Menschheit mehrheitlich über Jahrtausende bis zur Industrialisierung kannte, war der bewusste Umgang mit den natürlichen Ressourcen überlebensnotwendig. Man nannte dies jedoch nicht Nachhaltigkeit, sondern gesunden Menschenverstand.

Corporate Social Responsability

Die Geschwindigkeit, Verflechtung und Komplexität sämtlicher Prozesse in unserem heutigen Wirtschaftssystem sind selbstverständlich nicht mit jenen der vorindustriellen Zeit zu vergleichen. Heute muss Nachhaltigkeit in einem umfassenderen, globalen Kontext gedacht werden. Das unternehmerische wie auch das individuelle Verhalten haben zumeist vielschichtige Auswirkungen auf die Mitmenschen und die Natur. Die Ansprüche verschiedenster Interessengruppen an das unternehmerische Handeln sind gestiegen. Dahinter stehen nicht zuletzt die stets steigende Informationsdichte und damit verbunden die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Verhaltensweise der Wirtschaft. In diesem Zusammenhang hat sich der Begriff «Corporate Social Responsability» – kurz CSR – etabliert. Auch wenn dieser zuweilen inflationär und inkonsistent verwendet wird, bildet er ein neues Verständnis von nachhaltigem Unternehmertum ab. Im Zentrum steht nicht die Frage, was mit den Gewinnen gemacht wird, sondern wie die Gewinne zu erzielen sind: umweltverträglich, sozial verantwortlich, langfristig ohne Beeinträchtigung künftiger Generationen und zugleich ökonomisch erfolgreich.

Für diese Form von nachhaltigem Wirtschaften gibt es keine allgemeingültigen Rezepte. Jedes Unternehmen muss Lösungen finden. Gerade das CSR-Konzept verlangt eine umfassende Perspektive, welche das Geschäfts­modell als solches mitberücksichtigt. Auch auf Produkte­ebene ist vieles möglich, sei es im Bereich Energieeffizienz, Lebensdauer oder Rezyklierbarkeit. Nachhaltigkeitsüberlegungen können oder sollen aber auch die gesamte Wertschöpfungskette betreffen. Und schliesslich können Geschäftsführer/innen als angesehene Mitglieder unserer Gesellschaft auch mit ihrem täglichen Handeln eine Vorbildfunktion wahrnehmen.

Weg voraus, kein Weg zurück

Nun, was kümmert die IHK das Thema? Die IHK-Generalversammlung hat schon vor Jahren als oberstes Ziel für das eigene Handeln in Zweckartikel 2 der Statuten formuliert: «Die IHK setzt sich gegenüber Staat und Öffentlichkeit für eine wettbewerbsfähige und umweltverträgliche Marktwirtschaft ein.» Nachhaltigkeit reduziert sich nicht auf umweltverträgliches Handeln, sie setzt sich fort in der sozialen Verantwortung oder dem langfristig orientierten Kapitaleinsatz.

Wir sind überzeugt, dass sich gerade die Herausforderungen im Umgang mit dem Klimawandel nur mit innovativem und proaktivem Unternehmertum lösen lassen: Weg voraus, es gibt keinen Weg zurück. Einerseits erschliessen sich neue Märkte, andererseits sitzt die Wirtschaft selbst am Hebel, um die Spielregeln in der Nachhaltigkeits­debatte zu definieren. Dieser Hebel muss mit Voraussicht, Verantwortungsbewusstsein und Ausgewogenheit eingesetzt werden. Ansonsten ist mit einem weiteren, massiven Ausbau an Regeln und Verboten zu rechnen. Statt die Nachhaltigkeitsdebatte der Politik zu überlassen, soll sie von zukunftsgerichteten Unternehmerinnen und Unternehmern aktiv bewirtschaftet und geprägt werden.

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