Sie sind hier

«Gute Inhalte werden immer auf Interesse stossen»

Robert Stadler verlässt IHK «Gute Inhalte werden immer auf Interesse stossen»

Markus Bänziger IHK-Direktor

Seit 2012 ist Robert Stadler als Leiter Kommunikation für die Aussenwahrnehmung der IHK St. Gallen-Appenzell verantwortlich, seit 2014 amtet er auch als stellvertretender Direktor. Der 40-jährige HSG-Absolvent verlässt per Ende Mai 2019 den traditionsreichen Wirtschaftsverband. Im Gespräch äussert er sich über die Entwicklung der Medienlandschaft und wie darauf reagiert werden kann und blickt zurück auf sieben bewegte Jahre bei der IHK.

Du bist 2012 zur IHK gestossen. Was waren die wichtigsten, von dir angestossenen Veränderungen zu Beginn?

Robert Stadler: Eine meiner ersten Aufgaben bei der IHK war das breite Veranstaltungsangebot stärker zu strukturieren und mit eigenen Labels zu versehen. So entstand die «IHK Academy» für Weiterbildungsangebote, der «IHK Merchants Club» für Netzwerkanlässe und «IHK Business Outlook» für den Wissenstransfer zwischen unseren Mitgliedunternehmen.

Zu meinen Aufgaben gehörte auch die weitere Professionalisierung der Medienarbeit. Dabei half mir, dass ich beide Seiten aus eigener Erfahrung kannte: Während meines Studiums an der HSG arbeitete ich als Journalist beim St. Galler Tagblatt und danach als PR-Schaffender. Während knapp fünf Jahren leitete ich dann das Parteisekretariat der FDP St.Gallen. Es war natürlich auch die Absicht, mein Netzwerk und meine Erfahrung aus der kantonalen Politik für die IHK zu nutzen.

 

Die Printmedien sind ein wichtiger Partner des Kommunikationsleiters, stecken aber in einem starken Wandel: Wie erlebst Du diesen Wandel?

Die Entwicklung verfolge ich mit gemischten Gefühlen. Als News-Junkie und leidenschaftlicher Zeitungsleser bedauere ich die abnehmende Vielfalt und stärkere Medienkonzen­tration. Aber sie ist schlicht eine Tatsache und eine Folge der Digitalisierung und des gesellschaftlichen Wandels. Auf der anderen Seite eröffnet dieser Wandel einem Verband wie der IHK auch neue Chancen. Diese haben wir zu nutzen versucht. Zum einen, indem wir unsere eigenen Kommunikationskanäle ausgebaut und weiter gepflegt haben, und zum anderen, indem wir mit dem IHKfacts oder den Publikationen von IHK-Research lesenswerte Inhalte aufbereitet haben, die wir über unsere eigenen Kanäle verbreitet haben.

 

Die IHK hat eine Zukunftsagenda definiert mit der Digitalisierung als wichtigem Treiber. Wie hat die Digitalisierung die Kommunikationsarbeit verändert?

Die Digitalisierung brachte grosse Veränderungen. Es gibt heute mehr Kommunikationskanäle, das Tempo ist höher, es existieren dank Social Media mehr Interaktionsmöglichkeiten und dadurch findet gewissermassen eine Demokratisierung der Kommunikation statt. Heute kann der Einzelne dank der technischen Entwicklung Verleger und Journalist sein. Doch bei aller technischen Vereinfachung darf nicht vergessen gehen, dass Kommunikation doch noch ein Handwerk bleibt, das erlernt werden muss.

 

Was empfiehlst Du Unternehmen und im Speziellen Kommunikationsteams im Sinne einer frühzeitigen Reaktion auf die Veränderung der Medienlandschaft und des Informationsflusses?

Die Veränderungen bei den Medien führen dazu, dass Journalisten immer weniger Zeit für fundierte Recherche haben. Daraus entstehen neue Chancen für Unternehmen oder Verbände. Wenn es weniger Medien gibt, die als Multiplikatoren funktionieren, dann muss man diese Rolle selbst über­nehmen. Genau das haben wir mit unseren eigenen Kommunikationsmitteln und Inhalten versucht.

Und wenn die Inhalte gut gemacht sind, werden auch Journalisten diese dankend aufnehmen. Es geht dabei nicht darum, pene­trant PR-Botschaften zu verbreiten, sondern Journalisten spannende Geschichten anzubieten und sie in ihrer Arbeit zu unterstützen. Wichtig ist, dass man Journalisten auf ­Augenhöhe begegnet. Es ist eine Binsenwahrheit: Auch Journalisten sind Menschen und wissen es zu schätzen, wenn man zuverlässig und schnell Antworten liefert. Das erleichtert wiederum ihre Arbeit.

 

Du hast in den knapp sieben Jahren als Chefredaktor gegen 40 IHKfacts-Ausgaben verantwortet. Was ist Dein Rezept, stets relevante und lesenswerte Ausgaben zu produzieren?

Das lässt sich auf drei Begriffe zusammenfassen: Fakten, Ostschweiz und IHK-Eigenleistung. Wir versuchen immer wieder, wirtschaftlich und politisch relevante Fakten durch eine Ostschweizer Brille zu betrachten. Eigentlich ist es «data driven journalism», den wir betreiben. Das ist eine neuere journalistische Form und bedeutet, dass man öffentlich zugängliche Daten zusammenträgt, analysiert und in eine journalistische Form bringt. Dank dem von Frank Bodmer geleiteten IHK-Research haben wir eigene volkswirtschaftliche Kompetenzen, um solche Daten für die Ostschweiz aufzubereiten. Und dann scheint mir auch ein Erfolgsrezept, dass die Hefte eine Eigenleistung sind und wir kaum auf externe Unterstützung zurückgreifen müssen. So werden die Hefte authentischer und das spüren die Leserinnen und Leser.

 

Die Printmedien kämpfen gegen sinkende Abonnenten- und Leser­zahlen. Hat ein Printmedium wie das IHKfacts überhaupt noch eine Zukunft?

Absolut! Gute Inhalte werden immer auf Interesse stossen. Ob diese gedruckt oder nur online erscheinen, ist sekundär. Und zu den Printmedien: Dramatischer als der Leserschwund ist für die Zeitungen der Einbruch bei den Inseraten, vor allem den Rubriken wie Stelleninseraten. Das IHKfacts bietet keine solchen Inserate an und wir sind auch sonst nicht im gleichen Ausmass auf Inserate angewiesen. Allgemein bleibt für Medien aber die zentrale Frage, wie journalistisch aufbereitete Inhalte finanzierbar bleiben – unabhängig von der Verbreitungsart. Sicher ist, dass auch bei uns der Online-Auftritt wichtiger wird. Die meisten IHKfacts-Artikel sind schon seit Längerem online verfügbar, teilweise angereichert mit weiterführenden Links.

 

Du hast auch an der Konzeption und Ausgestaltung von Veranstaltungs­formaten wie Zukunft Ostschweiz oder EcoOst-Arena mitgewirkt.

Solche Grossveranstaltungen sind tatsächlich eine wichtige und schöne Aufgabe der IHK und damit auch des Kommunikationsleiters. Besonders in Erinnerung bleibt das 550-Jahr-Jubiläum mit vielen zusätzlichen Veranstaltungen und der grossen Jubiläums-GV.

Gerade die grossen Events waren immer Teamleistungen, bei denen alle anpackten und ihren Teil beitrugen. Das lief meist ab wie ein Uhrwerk, bei dem jedes Rädchen genau wusste, was es zu tun gibt.

 

Sieben Jahre IHK: Was waren Deine spannendsten Momente?

Da gibt es viele Highlights, die mir in bester Erinnerung bleiben! Viele Grossanlässe wie beispielsweise das Konjunkturforum Zukunft Ostschweiz, als ich vor 1000 Teilnehmern ein Podiumsgespräch moderierte. Oder das erwähnte Jubiläum mit der goldenen Festkleid-Fassade der IHK. Oder die Lancierung des IHKfacts, das durchaus ein Wagnis war. Schliesslich setzten wir das Heft – mit Ausnahme des Drucks – von A bis Z selbst um.

In der politischen Arbeit waren die Erarbeitung der IHK-Spitalstudie, die mediale Begleitung und die folgende politische Diskussion äusserst spannend. Die Studie hat damals viel Wirbel ausgelöst und angesichts der aktuellen Situation zeigt sich, dass wir die richtigen Fragen aufgeworfen hatten. Überhaupt hatte ich immer wieder grossen Spass an den Debatten, die wir mit unseren politischen Ideen ausgelöst haben. Und wir haben letztlich auch einiges erreicht, das leuchtendste Beispiel ist wohl die IT-Bildungsoffensive.

 

Der Blick in die Zukunft: Die Zahl Sieben hat die Bedeutung von Veränderung – Veränderung ist immer eine Chance für Neues: Was sind Deine wichtigsten Ziele und Pläne?

Dieses Jahr bringt tatsächlich viel Veränderung mit sich. Zuallerst eine private, auf die ich mich sehr freue: Meine Frau und ich werden Ende Juni Eltern. Und dann ist mein Abgang bei der IHK per Ende Mai natürlich auch einschneidend. Es war eine tolle Zeit, die mir sehr viel Spass gemacht hat und die mir viele spannende Begegnungen ermöglichte. Nun freue mich aber auf meine neue Aufgabe, in der ich mich wieder zwischen Wirtschaft und Politik bewege. Als Standortförderer der Region Wil wird es meine Aufgabe sein, eine regionale Standort- und Wirtschaftsorganisation aufzubauen und das Potenzial und die Attraktivität der Wirtschaftsregion aufzuzeigen.

Diese Beiträge könnten
Sie ebenfalls interessieren: