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Für eine eigenständige, starke Ostschweiz

Wirtschaftspolitische Grundsätze der IHK St. Gallen-Appenzell Für eine eigenständige, starke Ostschweiz

Markus Bänziger, IHK-Direktor

Die Industrie- und Handelskammer St. Gallen-Appenzell setzt sich als branchenübergreifender Verband gegenüber Staat und Öffentlichkeit für eine wettbewerbsfähige und umweltverträgliche Marktwirtschaft ein und fördert den freien Aussenhandel.

Seit mehreren Jahrhunderten fundiert die IHK St. Gallen-Appenzell ihr Handeln auf diesen Grundsätzen und hält sie seit den 90er-Jahren in ihren Statuten fest. Wie auch im Unternehmertum, ob lang- oder kurzfristig, stützen wir unser Handeln auf die Summe von Überzeugungen und Erfahrungen. Die Arbeit der IHK zur Sicherung von wettbewerbsfähigen, freihandelsfreundlichen und umweltverträglichen Rahmenbedingungen folgt deshalb einem über Jahrhunderte verfeinerten Kompass: dem Liberalismus. Wir sind überzeugt davon, dass sich der Wohlstand der Einzelnen und der Gemeinschaft auf die Freiheit – als höchstes Gut unserer Gesellschaft – stützt. Diese Freiheit gilt es zu würdigen und täglich aufs Neue zu verteidigen. Die Verteidigung dieser Freiheit obliegt uns nicht nur im beruflichen Alltag als Unternehmerin, Führungskraft oder Mitarbeiter, sondern auch in jeder gesellschaftlichen Situation: jetzt als Stimmbürgerin und Stimmbürger.

… in Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur

Gründung, Aufbau und Entwicklung eines erfolgreichen Unternehmens bedarf unternehmerischer Freiheiten. Der Glaube an die unternehmerische Freiheit ist somit eine unserer wesentlichen Überzeugungen. Dieses Freiheitsstreben darf sich aber nicht auf wirtschaftliches Handeln beschränken. Es muss im Interesse jeder Unternehmerin, jeder Führungskraft und jedes Mitarbeiters im Unternehmen sein, dass sich dieses Streben nach Freiheit in allen Bereichen des Lebens durchsetzt. Freiheit ist das kostbarste Gut unserer Gesellschaft und darf sich nicht auf für Einzelne präferierte oder individuell vorteilhafte Bereiche beschränken. Vielmehr muss die von Unternehmerinnen und Unternehmern geforderte Freiheit im wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und im kulturellen Sinn miteinander einhergehen. Sehr wohl, unser Hauptaugenmerk als Wirtschaftsvertreter gilt der unternehmerischen Freiheit – aber nicht nur. Das Streben nach und Einfordern von Freiheit wird scheitern, wenn wir dieselben Grundsätze nur für unsere primären Interessen einfordern, aber in sozialen, gesellschaftlichen oder kulturellen Bereichen nicht ebenfalls konsequent verfolgen.

… als innerer Kompass

Dieses Freiheitsstreben verkörpert den Kompass einer liberalen Politik: Einen inneren Kompass der Freiheit braucht es in der Politik zur Gestaltung unserer Rahmenbedingungen. Rahmenbedingungen, die Innovationen entfesseln, unternehmerische Ideen entstehen und sich vor allem umsetzen lassen. So erwarten wir von der Politik eine Grundhaltung oder eben einen Kompass, der Freiheit in allen Bereichen fördert und verteidigt.

Nach den Wahlen werden sich der vom Kampf um Wählerstimmen geprägte Polit-Aktivismus und die Profilierungsbestrebungen legen und dem politischen Alltag von Kommissions-, Parlaments- und Regierungsarbeit weichen. Was bleiben wird, ist der Politikwettbewerb. Politik – ob auf kommunaler, kantonaler oder nationaler Ebene – ist ein ständiger Wettbewerb von Ideen und Überzeugungen. Siegen sollten die besten Ideen. Die besten und realisierbaren Ideen sollen uns Wohlstand und Wohlfahrt bescheren. Wir erwarten von der Ostschweizer Politik vollen Einsatz für eine

Ostschweiz. Damit sich die Ostschweiz zum bevorzugten Wohnort für Familien, zum bevorzugten Arbeitsort für Mitarbeitende und zum favorisierten Unternehmensstandort entwickelt.

… für Weltoffenheit, Zukunftsglauben und Veränderungsbereitschaft

Dieser Kompass der Freiheit, kombiniert mit einem ausgeprägten Lenkungsvermögen in der politischen Debattenführung, soll die Ostschweizer Wirtschaft und damit den Ostschweizer Lebensraum in Bern unterstützen. In folgenden Gebieten ist ein stabil kalibrierter Kompass der Freiheit der entscheidende Lenkungsgehilfe:

  • Die Erhaltung der Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz ist gefordert: Die demografische Entwicklung fordert den Arbeitsmarkt heraus und strapaziert die Sozialwerke. Es erwarten uns verschiedenste He­rausforderungen: Fachkräftemangel, Lehrlingsmangel, Arbeitssuche ab 55, Umwandlungssatz in der zweiten Säule, Pensionsalter, Bildung und Weiterbildung – um nur einige zu nennen. Wettbewerbs- und innovationsfördernde Rahmenbedingungen sind hier die Antwort, nicht Etatismus, Kollektivismus und Verbote.
  • Die Schweiz als rohstoffarmes Binnenland braucht Freihandelsabkommen. Geordnete, belastbare und langfristig stabile Beziehungen zu unseren internationalen Partnern sind unerlässlich. Auf der einen Seite sind neue Freihandelsabkommen mit Ländern oder ganzen Ländergruppen in Südamerika oder Asien wichtig. Auf der anderen Seite ist gerade Europa als Absatzmarkt für unsere vielfältige, hochspezialisierte und damit export­abhängige KMU-Landschaft in der Ostschweiz unabdingbar. Unsere heutigen Partner sind zu einem überwiegenden Teil in Europa angesiedelt und sie werden dies auch in Zukunft sein. Diesem Umstand gilt es Rechnung zu tragen. Die Schweiz soll ein entschlussfähiger und verlässlicher Verhandlungspartner bleiben. Ein stabiles und belastbares Vertragswerk kann und muss auch unter Wahrung unserer politischen Rechte er­arbeitet werden.
  • Die Ostschweiz hat und nimmt ihre Zukunft selbst in die Hand. Sie nutzt die Chancen der erkannten Entwicklungen: Digitalisierung, der gesellschaftliche Wandel in Kombination mit der Veränderung der Demografie und der Mobilität. Innerhalb unserer Ostschweiz stehen die Regionen im Wettbewerb zueinander – aber nach aussen und insbesondere in Bern muss die Ostschweiz ihre Interessen geschlossen vertreten. Nationale Infrastrukturprojekte sind in der Gesamtperspektive der Ostschweiz zu sehen, zu lancieren und zu verfolgen: Dazu zählen Schienenverkehr, Strassenmobilität, Forschungs- und Bildungsinstitutionen.

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