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Berg-Käserei Gais AG

IHK-Neumitglied Berg-Käserei Gais AG

28. Februar 2024 | Seit 24 Jahren führt Andreas Hinterberger die Berg-Käserei Gais, 20 Jahre davon als Einzelfirma. In dieser Zeit ist in der Milchwirtschaftsbranche sehr viel passiert. Er sagt: «Es ist uns gelungen, die Chancen der Käsemarktliberalisierung mit der EU seit 2007 zu nutzen, den Betrieb massiv und nachhaltig zu erweitern und somit zukunfts- und wettbewerbsfähig zu machen. So konnte die jährlich verarbeitete Milchmenge von rund drei auf rund 16 Mio. kg Milch im vergangenen Jahr ausgebaut und vermarktet werden, was rund 1600 Tonnen Käse entspricht. Die Hälfte davon exportieren wir nach Deutschland, Frankreich und Belgien. Im Inland sind wir in sämtlichen Grossverteilern mit Produkten gelistet.»

 

Nachgefragt bei Andreas Hinterberger, Geschäftsführer Berg-Käserei Gais AG

Herr Hinterberger, die Geschichte der Berg-Käserei Gais AG ist so reich und vielschichtig wie der Geschmack Ihres Käses. Wie haben sich Tradition und Innovation im Laufe der Unternehmensgeschichte in Ihrer Käserkunst vermischt?

Die Modernisierung und Digitalisierung der technischen Anlagen, Maschinen, Geräte und
Steuerungen hat enorme Fortschritte gemacht und vieles erleichtert, teilweise wurde aber
auch einiges komplizierter. Die Grundrezepturen für die Käseherstellung sind wie vor hundert Jahren und mehr. Käse ist ein echtes Naturprodukt geblieben, die Technologie darum herum hat sich aber massiv gewandelt.

Sie haben durch eine regionale Verankerung eine enge Beziehung zu Ihren Lieferanten. Wie entscheidend ist dies für Ihren Arbeitsalltag?

Dies ist für uns eine wichtige Voraussetzung in der Umsetzung unserer Strategie: Produkte
mit klarer Herkunft und Identität. Zudem kennen wir so die Milchproduktionsbetriebe, die
Betriebsleiter und deren Familien und können bei allfälligen Problemen direkte Unterstützung
leisten. Gleichzeitig können wir unseren Milchlieferanten verlässliche Perspektiven für die Zukunft ihrer Betriebe und deren Nachfolger bieten.

Wie prägen die Lage auf 950 m ü.M. und die Region Appenzell Ihre Produkte und Arbeitsweise?

Somit können wir sämtliche Käse wie auch unsere Butter als zertifizierte Bergprodukte aus dem Appenzellerland vermarkten.

Was sind die besonderen Herausforderungen bei der Verarbeitung von Bergmilch und wie unterscheiden sich die Arbeitsschritte von anderen Käsereien?

Sämtliche Milch muss aus der Bergzone 1 und höher sein. Wir als Verarbeitungsbetrieb sowie unsere Milchlieferanten müssen bergzertifiziert sein (BAIV). Das entsprechende Audit findet alle zwei Jahre statt. Eine grössere Herausforderung kann im Winter die Milchsammlung ab Hof werden. Die kürzeren Vegetationszeiten in den Bergregionen verbunden mit den längeren Fütterungsphasen haben einen Einfluss auf die Inhaltsstoffe der Milch (Fett, Eiweiss, Mineralstoffe) und entsprechend muss die Käsefabrikation ausgerichtet werden.

Wie wichtig ist die Ausbildung neuer Fachkräfte für Ihr Unternehmen und Ihre Branche?

Die laufende Ausbildung von Fachkräften auf allen Stufen ist enorm wichtig für die Sicherung der Zukunft einer Branche, eines Berufsbildes und der entsprechenden Unternehmen, insbesondere in produzierenden Branchen. Als ausbildender Betrieb dürfen wir erfreulicherweise die Erfahrung machen, dass ehemalige Ausgebildete wieder den Weg zurück zu uns finden.

In welchen Bereichen wünschen Sie sich künftig ein starkes Engagement der IHK?

Die IHK soll sich für unternehmerfreundliche Rahmenbedingungen in der Politik, Gesetzgebung, im Arbeitsrecht wie auch für eine Deregulierung auf allen Stufen einsetzen. Auch für entsprechende politische Vertretungen.

 

Dieser Artikel erschien am 28. Februar 2024 im Mitgliedermagazin IHKfacts zum Thema Vorsorge.