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Wer sich Wandel verweigert, wird verändert

Strukturwandel in Unternehmen – ein Beispiel aus der Beratungsbranche Wer sich Wandel verweigert, wird verändert

Urs A. Bleisch, VRP und CEO, Funk Insurance Brokers AG

Im Gegensatz zur Politik ist es für Unternehmen selbstverständlich, sich laufend über ihre Stukturen Gedanken zu machen. Gleich mehrere Transformationsprozesse hat die heutige Funk Insurance Brokers AG durchgemacht: Vom unabhängigen Versicherungsbroker zur Tochter eines Automobilkonzerns, vom Management Buyout bis zur Integration in ein grosses Beratungsunternehmen für Risiko, Versicherung und Vorsorge. CEO und Verwaltungsratspräsident Urs A. Bleisch erläutert im folgenden Beitrag, wie sein Unternehmen sich gewandelt hat und welche Erfolgsfaktoren wichtig sind.

«Nichts ist so stetig wie der Wandel», sagt der Volksmund. Auch wenn dieses geflügelte Wort oft abgegriffen erscheint, wissen wir aus unseren beruflichen und privaten Erfahrungen, dass es genau so ist. Ein Blick auf die Geschichte unseres Unternehmens beziehungsweise auf die unterschiedlichen Stränge unserer Historie zeigt das in aller Deutlichkeit. 1986 als unabhängiger Versicherungsbroker GWP gestartet, wurde unser Unternehmen nach über zehn Jahren von einer Tochtergesellschaft des Automobilkonzerns Daimler-Benz beziehungsweise Daimler­Chrysler übernommen. Weitere zehn Jahre später erfolgte ein Management-Buyout. Parallel dazu begann die strategische Partnerschaft mit unserem heutigen Mutterhaus, das selber auf bald 140 Jahre zurückblickt und in 5. Generation von der Familie geführt wird.

Sich verändern heisst «mit der Zeit gehen»

Die Welt dreht und verändert sich ständig. Äussere Faktoren, auf die wir oft kaum bis keinen Einfluss haben, bestimmen den Lauf der Zeit. Nicht zufällig heisst ein Synonym von Veränderung «mit der Zeit gehen». Die Frage ist also, wie wir mit Veränderungen in unserem Umfeld umgehen. In unserem Unternehmen – und dabei spreche ich auch für unser 1879 in Berlin gegründetes Mutterhaus – war die treibende Kraft hinter den Veränderungen stets dieselbe: Unser Ehrgeiz nach Erfolg – Erfolg dank zufriedener und treuer Kunden, welche die Basis für unser Dasein bilden. Kundenzufriedenheit und Kundentreue sind für uns existenziell, weil die Kunden jederzeit zur Konkurrenz wechseln können. Das wiederum zwingt uns zu einer klar fokussierten Unternehmensstrategie.

Wir müssen uns einig sein, für welche Kundensegmente wir tätig sein wollen und für welche nicht. Zudem müssen wir klären, mit welchen Produkten und Dienstleistungen wir Kunden bei der Bewältigung ihrer Herausforderungen unterstützen können. Dass bei einer umfassenden Betreuung und Beratung auch die Entschädigung stimmen muss, versteht sich von selbst. Befinden sich Preis und Leistung in der Balance, sind die Kunden und wir zufrieden. So haben wir die Chance, eine langfristige und partnerschaft-liche Beziehung zu- und miteinander aufzubauen.

Langfristigkeit in unserer schnelllebigen Welt? Beständigkeit, wo alles im Fluss ist und sich das Rad der Veränderung immer schneller dreht? Sind heute nicht vielmehr Flexibilität und Anpassungsfähigkeit nötig? – Jein! Meiner Meinung nach beherrschen erfolgreiche Organisationen beides. Sie bewähren sich, weil sie sich dem Wandel nicht verweigern, sondern eben «mit der Zeit gehen» – und zwar mit einer langfristigen Perspektive. So haben wir im Zuge der Internationalisierung unsere Kunden auch ins Ausland begleitet und sind dabei eine auf Kontinuität ausgerichtete Partnerschaft mit dem Brokernetzwerk «Funk Alliance» eingegangen. Dies war die eigentliche Initialzündung unseres Zusammengehens mit der Funk-Gruppe. Der Ursprung unserer Partnerschaft mit unserem Mutterhaus ist somit auf ein Kundenbedürfnis zurückzuführen. Es war übrigens ein grosses Ostschweizer Industrieunternehmen, welches die Expansion nach China vollzogen hat.

Veränderung beginnt in der Führung

Heute erleben wir oft das Gegenteil. Langfristige Ziele werden kurzfristigen Erfolgen geopfert, weil ein Kompass fehlt, der einem dabei hilft, auf dem rechten Weg zu bleiben. Statt einer klaren Vision regieren dann Opportunismus und Beliebigkeit. Das ist der Fall, wenn eine Strategie auf hohlen, inhaltslosen Werten beruht. Oder auf Werten, die von einem Grossteil der Mitarbeitenden nicht gemeinsam getragen, weil sie von oben diktiert, aber nicht aus Überzeugung gelebt werden. Damit kommen wir zum wichtigsten Erfolgsfaktor im Veränderungsmanagement – der Führung. Egal ob Kleingruppe oder Grosskonzern: Eine Organisation setzt sich erst in Bewegung, wenn Klarheit über das Ziel herrscht und die Leader, die neben dem Ziel auch eine Idee vom Weg haben, vorangehen und andere mitziehen.

Wichtig für die Mitarbeitenden ist dabei auch eine gewisse Stabilität in der Führung – inhaltlich wie personell. Nichts verunsichert Mitarbeitende so sehr wie andauernde Veränderungen der Ziele und häufige Wechsel in den Führungsgremien. Übermässige Volatilität im einen und anderen Bereich schafft Unruhe, wirft Fragen auf und führt zu endlosen Diskussionen. Natürlich braucht es für Veränderung eine gewisse Dynamik. Aber wo operative Hektik nur geistige Windstille ersetzt, wird vor allem Energie verschwendet. So seltsam es auch klingen mag: Aber Veränderung braucht auch die nötige Ruhe, um diese nachhaltig in den Köpfen und Herzen zu verankern.

Man kann darüber philosophieren, ob unser Unternehmen trotz oder wegen der Veränderungen in den 30 Jahren seines Bestehens Erfolg hat. Fakt ist, dass wir während dieser ganzen Zeit auf eine grosse Beständigkeit in der operativen und strategischen Führung zählen durften. Dass unsere Exponenten auch mit eigenem Kapital unternehmerisch engagiert waren beziehungsweise sind, wirkt stabilisierend. Ebenso wie die Tatsache, dass wir uns immer und überall auf unser angestammtes Handwerk und auf Qualität fokussierten. Unser Bekenntnis zu Qualität zeigt sich in gut ausgebildeten Mitarbeitenden. Drei von vier Mitarbeitenden verfügen über eine höhere Fachausbildung, und zwei von drei sind bei der FINMA registriert. Zudem legen wir Wert auf die Qualität unserer Prozesse und sind entsprechend zertifiziert (ISO 9001, ePrivacy). Doch auch das ist in der heutigen, von Digitalisierung getriebenen Geschäftswelt noch keine Erfolgsgarantie. Wir müssen weiter mit der Zeit gehen und uns mit unseren Kunden und entlang ihren Bedürfnissen weiterentwickeln.

Unternehmen stehen vor neuen Risiken

Weil die Welt vernetzter und komplexer wird, gewinnt das Risikomanagement dabei noch mehr an Bedeutung. Insbesondere Cyber-Risiken rücken stärker in den Fokus und sorgen immer mehr für Schlagzeilen. Im Zuge der digitalen Transformation werden Informationssicherheit und Datenschutz zu einer kritischen bzw. existenziellen Risikodimension. Auf diesem ungewissen Pfad wollen wir unsere Kunden pro-aktiv begleiten und damit ein von Schweizer Brokern noch wenig besetztes Geschäftsfeld erschliessen. Dabei arbeiten wir bezüglich juristischer und technologischer Herausforderungen mit ausgewählten Partnern zusammen. Und weil Funk aufgrund ihrer kosmo­politischen Tradition ein Sensorium für die grossen Geo-Risiken unserer Zeit hat (Konflikte/Kriege, Klimaveränderung, Migration, regulatorische Entwicklungen etc.), sind wir in der Lage, auch international tätige Unternehmen bei den diversen Herausforderungen im Ausland zu unterstützen. Dank unserer DNA verstehen wir dabei insbesondere die Situation von Familienunternehmen. Auch hier besteht ein Geschäftsfeld, in dem wir uns in Zukunft vermehrt bewähren wollen.