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Stress in der Ostschweizer Wirtschaft nimmt zu

Konjunkturelle Entwicklung in der Kernregion Ostschweiz Stress in der Ostschweizer Wirtschaft nimmt zu

25. März 2022 | Mit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine hat sich die konjunkturelle Ausgangslage für die Ostschweiz sowie die Gesamtschweiz spürbar verändert. Die Folgen des Krieges werden an der Ostschweizer Wirtschaft nicht spurlos vorübergehen. Insbesondere die steigenden Energie- und Rohstoffpreise und die damit einhergehende Inflation wirken belastend. Trotzdem ist insgesamt eine leicht überdurchschnittliche wirtschaftliche Entwicklung zu erwarten.

Wegen des Krieges in der Ukraine und der Sanktionen gegen Russland sind die Energie- und Rohstoffpreise angestiegen. Vom Preisanstieg sind sowohl private Haushalte als auch Unternehmen betroffen. Bei den privaten Haushalten belastet es die Konsumentenstimmung und bei den Unternehmen steigen die Kosten. «Bei einigen Transportfirmen oder allgemein in der Industrie ist der Kostenanteil für Energie hoch. Die starke Schweizer Währung kann den Preisanstieg etwas dämpfen, aber die Kosten werden spürbar steigen», sagt Beat Schiffhauer, Finanz- und Konjunkturexperte der St.Galler Kantonalbank.

Krieg in Ukraine birgt Risiken für Lieferketten

Auch bei den Transportkosten könnte es einen weiteren Anstieg geben. Aufgrund der Sanktionen und kriegerischen Auseinandersetzungen ist es möglich, dass ein grosser Teil der Bahnfracht von China nach Europa via Russland auf die See oder in die Luft verlagert wird. Dies verlängert einerseits den Transport und führt andererseits zu steigenden Kosten bei der See- und Luftfracht. Entsprechend erwarten einige Firmen, dass sie nicht mehr alle Vorprodukte pünktlich erhalten können. «Viele Firmen verfügen weiterhin über volle Auftragsbücher. Durch das Fehlen einzelner Komponenten können aber ganze Produktionsketten in Stillstand geraten», ergänzt Alessandro Sgro, Chefökonom der Industrie- und Handelskammer (IHK) St.Gallen-Appenzell.

In der Summe steigt mit dem Krieg in der Ukraine die Unsicherheit, aber vor allem auch das allgemeine Preisniveau. Für die Ostschweizer Unternehmen sind das neue Herausforderungen, bei denen aktuell vor allem die Dauer entscheidend ist. Wenn sich die Lage in den kommenden Wochen wieder entspannt, rechnen Beat Schiffhauer und Alessandro Sgro mit einer Fortführung der Erholung. Auch sonst kann die Ostschweizer Wirtschaft weiterhin mit einer positiven Entwicklung rechnen, aber die Folgen des Krieges werden an der Ostschweizer Wirtschaft nicht spurlos vorübergehen und Wachstumspunkte kosten. Zudem sind die Covid-Fallzahlen nach wie vor hoch, was sich bei den Unternehmen in Form von Personalausfällen infolge der Isolation und Produktionsrückständen bemerkbar macht. Auch die Corona-Pandemie bleibt ein erhebliches Konjunkturrisiko.

Konjunkturboard Ostschweiz

Das Konjunkturboard Ostschweiz beurteilt quartalsweise die konjunkturelle Entwicklung der Ostschweizer Wirtschaft in den Branchen Industrie, Baugewerbe, Detailhandel, Grosshandel, Gastgewerbe, Finanz- und Versicherungsdienstleistungen sowie die übrigen Dienstleistungen-. Das Konjunkturboard setzt sich von Seiten der IHK St.Gallen-Appenzell aus Alessandro Sgro, Chefökonom IHK, Jan Riss, wissenschaftlicher Mitarbeiter IHK, von Seiten der St.Galler Kantonalbank aus Caroline Hilb Paraskevopoulos, Leiterin Anlagestrategie, und Analyse SGKB sowie Beat Schiffhauer, Senior Konjunktur- und Finanzexperte SGKB, zusammen. Die Ökonomin und die drei Ökonomen kommentieren regelmässig die Konjunkturlage in der Ostschweiz und bringen diese in den nationalen und globalen Kontext. Ergänzt wird das Gremium um Jérôme Müggler, Direktor IHK Thurgau, sowie Karin Jung, Leiterin Amt für Wirtschaft des Kantons St.Gallen. Diese breite Kombination bündelt verschiedene Kompetenzen und ermöglicht eine ganzheitliche sowie konsistente Einschätzung zur konjunkturellen Entwicklung in der Region.