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Mit der Gondel zur nachhaltigen Ostschweiz

Vom Tal zum Gipfel: Eine nachhaltige Reise durch die Ostschweiz – Teil 1 von 3 Mit der Gondel zur nachhaltigen Ostschweiz

Patrick Louis, Projektmitarbeiter IHK St.Gallen-Appenzell

5. September 2023 | Innovative Ansätze in der Industrie, Lebensmittelherstellung und im Tourismus zeigen, wie nachhaltige Geschäftsmodelle für die Zukunft gerüstet sind und einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. In dieser Serie begeben wir uns auf eine Entdeckungsreise durch die Ostschweiz. Teil 1 führt uns ins Sarganserland zu Bartholet.

Im Tal: Bartholet Maschinenbau AG, Flums SG

Seit 1962 ist der traditionsreiche Seilbahnhersteller Bartholet im St.Galler Rheintal ansässig. Im März 2022, kurz vor dem 60. Jubiläum, wurde Bartholet durch High Technology Industries aus Südtirol übernommen, einem führenden Seilbahnhersteller. Doch das ändert nichts an der Ausrichtung des Flumser Unternehmens, welches laut Firmenchef Roland Bartholet «20 bis 25 Jahre in die Zukunft denkt». Das betrifft die Produktion, Entwicklung am Arbeitsmarkt, sowie Anforderungen an die Nachhaltigkeit.

Bartholet engagiert sich in zukunftsweisenden Projekten wie der Gletscherbeschneiung in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Graubünden und dem Campus Buchs der Ostschweizer Fachhochschule. Grossbatteriespeicher auf dem Firmengelände unterstützen die Netzstabilität. Für das Ausgleichen von Spitzenlasten wird das Unternehmen auf dem Strommarkt entlohnt. Es könnte den Speicher für den eigenen Betrieb nutzen, doch für Roland Bartholet ist klar: «Wir denken für die Region. Die Batterie stabilisiert das Stromnetz und leistet so einen Mehrwert für alle.»

«Ropetaxi ist unser Steckenpferd»

Bartholet denkt in grossen Spuren. Der Betrieb sieht sich als Teil der zukünftigen urbanen Mobilität. Mit dem Ropetaxi testet das Unternehmen in Laax eine neue Technologie, mit der Passagiere ihre Zieldestination ähnlich wie in einem Aufzug auswählen können. Die Besonderheit dabei ist, dass die Gondeln des Ropetaxis nur dann fahren, wenn sie benötigt werden. Dadurch kann der übliche Leerlauf von 90 Prozent erheblich verringert und die Effizienz gesteigert werden. Angesprochen auf die Kosten einer solchen Mobilitätslösung, antwortet der Firmenchef: «Die Realisierungskosten sind relativ zu betrachten. Verglichen mit einer U-Bahn ist das Ropetaxi deutlich günstiger». Bartholet ist davon überzeugt, dass sich die Technologie durchsetzen wird: «Ropetaxi ist unser Steckenpferd».

Klimaneutral bis 2025

Das Unternehmen verfolgt einen nachhaltigen Ansatz und strebt bis 2025 eine klimaneutrale Produktion an. Will Bartholet glaubwürdig nachhaltige Mobilitätslösungen anbieten, muss der Seilbahnhersteller auch die eigene Produktion nachhaltig gestalten. Die Beleuchtung wird auf LED aufgerüstet, die Isolierung erneuert, wo immer möglich werden Recyclingmaterialien eingesetzt, der Fuhrpark fährt neu teilweise elektrisch. Mit einer neuen Photovoltaikanlage am Hauptsitz, dessen Realisierung schon begonnen hat und bis zum Sommer 2024 abgeschlossen ist, soll an sonnigen Sommertagen das Doppelte des Energieverbrauchs der abgedeckt werden, im Jahresschnitt sind es ein Drittel.

Der Flumser Seilbahnhersteller ist stolz auf die Errungenschaften im Bereich Nachhaltigkeit. Warum jedoch diese Bemühungen nicht eher zur Schau gestellt werden, darauf haben Bartholet Senior und Junior eine bodenständige Antwort: «Vielleicht kommunizieren wir, sobald wir klimaneutral unterwegs sind. Unsere Stärke liegt in der Produktion, nicht in der Werbung».

Serie «Vom Tal zum Gipfel: Eine nachhaltige Reise durch die Ostschweiz»
Hinweis: Dieser Artikel ist in Kooperation mit economiesuisse und Sustainable Switzerland, der Nachhaltigkeitsinitiative der NZZ, entstanden. Die Reportage wurde in verkürzter Form in der NZZ Nr. 203, 244. Jg. sowie auf sustainableswitzerland.ch veröffentlicht. Hier gelangen Sie zu Teil 2.
In dieser Reportage in drei Teilen werden in drei Stationen vom Tal zum Gipfel Unternehmen vorgestellt, welche Nachhaltigkeit in der Ostschweiz vorleben. Bartholet Maschinenbau AG, die Berg-Käserei Gais AG und das Berggasthaus Staubern zeigen, dass die Energiewende nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine Chance für Erfindergeist und zukunftsorientiertes Handeln ist. Es ist eine Chance, zu beweisen, dass die Ostschweiz den Takt für eine innovative, resiliente, und nachhaltige Wirtschaft angeben kann.