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Kapitalerhöhung Olma Messen

Ostschweizer Kulturobjekt am Scheideweg Kapitalerhöhung Olma Messen

Michael Götte, Leiter kantonale Politik IHK

Die finanzielle Lage der Genossenschaft Olma Messen St.Gallen ist angespannt, weshalb eine Kapitalerhöhung angestrebt wird. Hierfür sollen die Organisationsform von einer Genossenschaft in eine Aktiengesellschaft geändert, die coronabedingten Darlehen von Stadt und Kanton im Umfang von total CHF 16,8 Mio. in Eigenkapital umgewandelt und weitere CHF 20 Mio. an zusätzlichem Aktienkapital aufgenommen werden.

Die Anfänge der Olma Schweizer Messe für Landwirtschaft und Ernährung gehen auf das regionale Engagement von Gewerbe, Landwirtschaft und Kantone zurück, die regionale Wirtschafts- und Lebensmittelproduktion im Zuge der  Anbauschlacht des Zweiten Weltkriegs zu fördern und sichtbar zu machen. Erstmals durchgeführt wurde die Messe im Jahr 1942. 1953 gründeten die Ostschweizer Kantone St.Gallen, Appenzell Ausserrhoden, Appenzell Innerrhoden, Thurgau, Schaffhausen, Glarus, Graubünden sowie das Fürstentum Liechtenstein die Genossenschaft Olma Messen St.Gallen.

Heute ist die Olma die publikumsstärkste Messe der Schweiz und Ostschweizer Kulturobjekt mit überregionaler Strahlkraft. Sie wird stark mit der Ostschweiz und deren Image assoziiert. 2019 fanden auf dem Messegelände sieben Eigenmessen und drei Gastmessen mit insgesamt rund 3000 Ausstellern und über 600 000 Besuchern statt. In den letzten beiden Jahrzehnten haben sich die Olma Messen zudem als Kongress- und Veranstaltungsort etabliert. Der im Jahr 2018 gefällte Investitionsentscheid im Umfang von insgesamt CHF 164 Mio. in die neue Halle 1 war mutig.

Der Baustart der neuen Halle 1 fiel zeitlich auf den Ausbruch der Pandemie und damit in eine enorm herausfordernde Phase. Die zweijährige pandemiebedingte Geschäftseinschränkung hat die vormals solide Liquiditätsbasis und vor allem das Eigenkapital stark erodieren lassen und benötigte Darlehen von CHF 16,8 Mio. von Stadt und Kanton St.Gallen. Kapitalerhöhung, Liquiditätszufuhr, aber auch organisatorische Strukturanpassungen sind notwendig, um den Fortbestand der Olma Messen zu sichern.
Das St.Galler Kantonsparlament stimmte der Umwandlung des Olma-Darlehens in Eigenkapital deutlich mit 92 Ja- zu vier Nein-Stimmen (17 Enthaltungen) zu. In der Debatte wurden Zweifel am Sanierungsplan geäussert. Zudem gab es kritische Töne betreffend der Strategie. Auch der Sanierungsplan scheint manchen Parlamentsmitgliedern zu optimistisch. Ob die Publikumsaktie für 1100 Franken das richtige Pricing hat, war ebenfalls ein umstrittener Punkt, den aber nicht die Politik festlegen kann. Auch das Parlament der Stadt St.Gallen hat nach einer intensiven Debatte mit einer satten Mehrheit zähneknirschend der Umwandlung von Darlehen in Eigenkapital zugestimmt. Es wurde aber auch klar festgehalten, dass es bis 2030 kein weiteres Geld mehr für die Olma gebe.

Somit steht nichts mehr im Weg, sodass die coronabedingten Darlehen von Stadt und Kanton St.Gallen im Umfang von total CHF 16,8 Mio. in Eigenkapital umgewandelt werden. Die IHK wird ihre finanzielle Beteiligung an der Olma Messe vervierfachen. Die Kapitalerhöhung wird als klares Bekenntnis zur Olma und damit zu einem Stück Ostschweizer Identität gesehen. Es bleibt zu hoffen, dass diesem Entscheid weitere Organisationen und Unternehmen folgen, damit bis im Frühjahr 2024 die weiteren CHF 20 Mio. an zusätzlichem Aktienkapital zusammenkommen. Der nächste formelle Schritt ist die Änderung der Organisationsform von einer Genossenschaft in eine Aktiengesellschaft. Dieser Entscheid wird durch die Genossenschafterinnen und Genossenschafter Ende April gefällt.