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Golf Gonten: Greenfee statt Braunvieh

Transformation – Vom Bauernbetrieb zum Golfplatz Golf Gonten: Greenfee statt Braunvieh

Robert Stadler, Leiter Kommunikation / stv. Direktor IHK

Wie man vom Landwirt zum Golfplatzbetreiber wird, zeigt das ­Beispiel der Golf Gonten AG. Die ländliche Umgebung vor der ein­maligen Kulisse des Alpsteins ist eines der Erfolgsrezepte einer ­Unternehmenstransformation der besonderen Art. Wo früher Kühe weideten, schlagen heute Golfer ihre Bälle ab. Auslöser für den ­Wandel waren eine Agrarreform und ein Besuch auf einem Golfplatz in Deutschland.

Die liebliche Hügellandschaft des Appenzellerlandes mit ihren Streusiedlungen, der intakten Natur, dem Blick auf den Säntis und das Alpsteinmassiv und viel Landwirtschaft – hier scheint die Welt noch in Ordnung. Doch selbstverständlich machen Veränderungen auch vor der Idylle keinen Halt. Ende der 1980er-Jahre kündigte sich ein Umbruch in der Landwirtschaft an. Die Politik wollte die Produktestützungen durch Direktzahlungen ablösen, wie Ruedi Eberle, Geschäftsführer der Golf Gonten AG und IHK-Vorstandsmitglied, erklärt. Landwirt Josef Rusch, Eberles Schwiegervater, habe sich deshalb Alternativen für seinen Bauernbetrieb überlegt. «Eine Vergrösserung des Betriebes kam für ihn nicht infrage, da bei den umliegenden Betrieben bereits Nachfolgeregelungen aufgegleist oder sogar umgesetzt waren», weiss Eberle. Auch andere Möglichkeiten der Vergrösserung liessen sich wirtschaftlich nicht umsetzen.

Skepsis war gross

Aber was tun? In Deutschland unterhielt sich Rusch 1989 mit einem Kollegen über die Zukunft der Landwirtschaft. Man kam auf Golf zu sprechen und die Vision war in Ruschs Kopf gesät. Noch am gleichen Tag besuchte er einen Golfplatz bei Lindau und wusste: So etwas wollte er im Appenzellerland machen. Doch bis der findige Landwirt die Ernte einfahren konnte, brauchte es noch einiges. Vor allem gab es haufenweise Skeptiker, die der Idee kritisch gegenüberstanden. Ihm wurde beschieden, dass sich ein Golfplatz an dieser Lage nie rechnen würde. Gonten läge mit 900 Meter über Meer zu hoch; da gäbe es zu wenige Spieltage. Rusch liess jedoch nicht locker und wollte seinen Landwirtschaftsbetrieb zu einem Golfplatz umfunktionieren.

Nebst den Bedenkenträgern gab es noch handfeste Hürden: Das zur Verfügung stehende Land musste umgezont werden. Ein erstes Projekt wurde prompt abgelehnt. Im zweiten Anlauf 1993 gelang es dann. Die Bezirksgemeinde Gonten stimmte dem Projekt mit 4/5-Mehrheit zu. Nun musste noch das nötige Kapital bereitgestellt werden. «Hier zahlte sich die gewinnorientierte Geschäftsführung des Bauernbetriebes von Josef Rusch aus», sagt Eberle. Die ursprüngliche Idee, Golfmitgliedschaften im Voraus und zur Finanzierung des Baus zu verkaufen, habe sich jedenfalls schnell zerschlagen, da die Golfer den Platz sehen wollten, bevor sie eine Mitgliedschaft lösten.

Erster privat erstellter Golfplatz

Im Sommer 1997 war es dann so weit: Mit der Eröffnung der 9-Loch-Anlage konnte der erste privat erstellte Golfplatz der Schweiz für die Öffentlichkeit freigegeben werden. In den folgenden Jahren wurde laufend investiert und so sind Infrastruktur und Golfclub immer mehr gewachsen. 2007 konnte der 18-Loch-Golfplatz eingeweiht und 2012 das neue Restaurant eröffnet werden.

Angesichts der Geschichte der Golf Gonten AG erstaunt es nicht, dass für Ruedi Eberle eine erfolgreiche Unternehmenstransformation vor allem vom Engagegement des Inhabers abhängt. «Man muss den Markt im Auge behalten und sofort reagieren, wenn Tendenzen für Änderungen eintreten. Dabei muss man innovativ, flexibel und hartnäckig sein», findet er.