Statements zum Metropolitanraum Bodensee aus Wirtschaft und Politik Der Metropolitanraum Bodensee – eine Grosschance für die Ostschweiz
David Ganz, CEO und VRP Ganz & Co. AG
Covid-19 zeigt auf, wie prägend funktionale Räume für unser Leben sind. Das Virus ist da, wo die Menschen sind, und es bewegt sich mit ihnen. Gemeinde- und Kantonsgrenzen sind irrelevant. Wenn es um Bundesgelder für Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur geht, ist der Metropolitanraum der Königsweg. Selbstverständlich sind auch die regionale Regierungskonferenz und die REGIO auf ihrer Stufe jeweils entscheidend. Eine attraktive und leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur sowie ein attraktives Verkehrsangebot sind entscheidend dafür, dass unsere Region nicht immer mehr «verdorft» und ein provinzieller Raum zweiter Klasse wird. Mit der Stadt St. Gallen als bekennendes Zentrum soll sich unsere softurbane, innovative und attraktive Region mit an der Spitze positionieren. Der innere Wille und der Zusammenhalt sind riesig! Wirtschaft, Politik und Gesellschaft wollen und fordern diese von Bundesbern – jetzt sind wir dran!
Susanne Hartmann, Regierungsrätin Kanton St. Gallen
Der Kanton St. Gallen nimmt eine aktive Rolle ein, nutzt bestehende Netzwerke und treibt die inhaltliche Bearbeitung voran. Allerdings können wir die Aufgabe, die Position des Metropolitanraums zu stärken, nicht alleine bewältigen. Dafür ist die engagierte und vertrauensvolle Zusammenarbeit aller Akteure aus Politik und Wirtschaft erforderlich. Als nächste Schritte sollen zu Themen wie Erreichbarkeit und Infrastruktur oder Bildung und Forschung gemeinsame Ideen entwickelt und Haltungen für den Gesamtraum formuliert werden. Wenn es gelingt, Erfolge aufzuzeigen, sind die Chancen intakt, dass der Metropolitanraum Bodensee in der Überarbeitung 2022 des Raumkonzepts Schweiz als Metropolitanraum anerkannt wird. Für die Regierung hat die Zusammenarbeit in funktionalen Räumen einen hohen Stellenwert.
Urs Alder, Präsident Industrie AR
Funktionale Räume sind zweifellos der richtige Weg. Entscheidend wird jedoch sein, dass es uns gelingt, unserem Raum Bodensee ein klares Profil zu geben und unsere Anliegen in Bern mit einem gemeinsamen Verständnis zu vertreten und durchzusetzen. Die grosse Herausforderung bezüglich Standortattraktivität sehe ich in den nächsten Jahren darin, die vielen verkehrstechnischen Defizite in unserer Region anzugehen. Gute Verkehrsanbindungen, sowohl bezüglich Individualverkehr als auch öV, werden künftig für eine gesunde Weiterentwicklung als Wirtschafts- und Lebensraum noch an Bedeutung gewinnen. Ich gehe davon aus, dass die Anerkennung nur noch Formsache ist. Die übrige Schweiz wird und kann es sich nicht leisten, unsere vielfältige, länderübergreifende und leistungsstarke Region nicht als sechsten Metropolitanraum anzuerkennen. Die Anerkennung ist ein Muss! Der Metropolitanraum Bodensee bildet eine neue politische Grundstruktur und einzigartige Chance, in unserer Region eine «metropolitane Identität» zu entwickeln und somit auch metropolitan zu denken und zu handeln. Nutzen wir diese Chance!
Dr. Katrin Eggenberger, Ministerin für Äusseres, Justiz und Kultur, Fürstentum Liechtenstein
Liechtenstein versteht sich seit jeher als Teil einer grenzüberschreitenden Region. Das zeigt sich in der guten regionalen Zusammenarbeit mit den Nachbarstaaten, insbesondere im Bildungs- und Gesundheitsbereich. Auch die Tatsache, dass mehr als die Hälfte der in Liechtenstein tätigen Arbeitnehmer in der Schweiz, Österreich oder Deutschland wohnt und täglich für die Arbeit nach Liechtenstein pendelt, lässt aufhorchen. Die Positionierung der Bodenseeregion als Metropolitanraum begrüsse ich persönlich im Wettbewerb um Arbeitskräfte und Unternehmen. Ich bin überzeugt, dass die regionale Zusammenarbeit ein Schlüssel für den wirtschaftlichen und politischen Erfolg Liechtensteins ist. Initiativen zur Stärkung der Region wie die Charta zum Metropolitanraum unterstütze ich dementsprechend.
Thomas Maron und Andrea Roth, AGV Region Romanshorn
Als Oberthurgauer sind wir überzeugt, dass wir beide Metropolitanräume Bodensee und Zürich als Chance für unseren Wirtschaftsstandort sehen können. Die wichtige Bodensee-Thurtal-Strasse (BTS) steht sinnbildlich für die Thurgauer Verbindung dieser beiden Räume. Daher waren von Anfang an die Oberthurgauer Wirtschaftsverbände und politischen Gremien an Bord des Metropolitanraums Bodensee. Wir hoffen, dass der neue Regierungsrat Urs Martin aus Romanshorn diese Sichtweise glaubwürdig in die Thurgauer Regierung einbringen kann. Das Denken und Handeln in funktionalen Räumen ist entscheidend, um in Bundesbern, bei ASTRA und den SBB gehört zu werden. Nur so kann die Erreichbarkeit gesteigert und damit die Wettbewerbsfähigkeit des Thurgaus gehalten werden. Wo Bodensee draufsteht, sollte Thurgau drin sein! Zusammen erreichen wir mehr!
Marco Tittler, Landesrat Vorarlberg
Der Bodenseeraum ist eine der dynamischsten Regionen Europas. Die internationale Sichtbarkeit unserer Region lässt sich aber noch weiter erhöhen. Gerade für den Bodenseeraum, der aus Wien, Bern und Berlin betrachtet jeweils peripher und weit weg wirken mag, ist dabei die Zusammenarbeit unabdingbar. Seitens des Landes Vorarlberg sehen wir das grenzüberschreitende Denken und Handeln als Voraussetzung und Garant für den Erfolg unserer Region. Der Metropolitanraum dient als gemeinsames Dach für die Agglomerationsprogramme, und die Charta zum «Metropolitanraum Bodensee» zielt darauf ab, das Profil unserer Region als gemeinsamen Wirtschafts-, Bildungs- und Lebensraum zu stärken sowie die Strahlkraft unserer Region nach aussen zu erhöhen. Die starke Vernetzung unserer Region wird uns dabei helfen, die Standortfaktoren weiter zu verbessern.
Die softurbane Ostschweiz muss selbstbewusster werden
Die Ostschweiz muss sich gegenüber der restlichen Schweiz besser positionieren. Die Ostschweiz ist eine Industrie- und Exporthochburg mit wissenschaftlicher Exzellenz und UNESCO-Weltkulturerbe. Dennoch vermag sie sich im nationalen Standortwettbewerb nicht angemessen zu vermarkten. Gerade wenn es um Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur geht. Im Zeitraum von 1990 bis 2016 flossen von 36 Milliarden Schweizer Franken gerade einmal 2,7 Prozent – 960 Millionen Franken – ins Nationalstrassennetz der Kantone St. Gallen und Thurgau. Mit dem Metropolitanraum bietet sich der Ostschweiz die Chance, sich im Wettbewerb um Investitionen des Bundes stärker zu positionieren. Zudem soll das Denken in funktionalen Räumen verankert werden. Weiter ist die Ostschweiz ein Paradebeispiel für den Einklang eines attraktiven Lebens- und Wirtschaftsraums mit einer intakten Landschaft. Dieses softurbane Entscheidungszentrum gilt es ebenso zu fördern wie die urbanen Zentren Genf und Zürich. Zur Erreichung dieses Ziels brauchen wir einen gemeinsamen Willen, sodass wir die Standortattraktivität unserer softurbanen Ostschweiz nachhaltig stärken und in eine prosperierende Zukunft blicken können. Unter der Führung der neuen St. Galler Baudirektorin, Frau Regierungsrätin Susanne Hartmann, werden im Rahmen eines ersten Arbeitstreffens die nächsten Schritte zur Erlangung des Status als Metropolitanraum festgelegt.
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