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Den Wandel proaktiv mitgestalten

Die IHK im Wandel: Den Wandel proaktiv mitgestalten

Silvan Künzle, Projektmitarbeiter IHK

Die IHK St.Gallen-Appenzell ist stolz auf ihre langjährige Geschichte und das hinterlassene Erbe der Vorgängerorganisationen. Doch auch die IHK ist dem stetigen Wind des Wandels ausgesetzt. Diesen Wandel gilt es aktiv mitzugestalten und sich gleichzeitig auf die Wurzeln zu besinnen. Die Teilrenovierung der Geschäftsstelle an der Gallusstrasse 16 stellt ein erfolgreiches Beispiel für die Verbindung von Tradition und Moderne dar.

Die Wirtschaftsgeschichte der Ostschweiz ist weitgehend diejenige der Textilindustrie. Lange Zeit wurde im Bodenseegebiet Flachs angebaut, um daraus Leinenfasern zur Herstellung von Textilien zu gewinnen. Die ersten schriftlichen Überlieferungen über Flachs­anbau und Leinwandherstellung in der Bodenseeregion finden sich in Urkunden des Klosters St.Gallen aus dem 8. Jahrhundert. Ab der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts bildet sich in der Stadt St.Gallen und im Appenzellerland mit der Bearbeitung von Leinen ein zentraler Wirtschaftszweig, welcher die Region über Jahrhunderte hinweg prägen wird.

Anfänge des St.Galler Freihandels

Es finden sich bereits im 13. Jahrhundert notarielle Überlieferungen, wie St.Galler Leinwand über Genua in den ganzen Mittelmeerraum verkauft wurde. Im 14. und 15. Jahrhundert florierte der St.Galler Leinwandhandel so stark, dass die Schweiz den Produzenten als Absatzmarkt zunehmend zu klein wurde. Insbesondere die grossen Märkte in Lyon und Nürnberg wurden zu den grössten Abnehmern von St.Galler Leinwänden. Im Verlauf des 15. Jahrhunderts dehnte sich der Absatzmarkt weiter aus und reichte von Spanien bis nach Polen. Es gibt zahlreiche urkundliche Hinweise, wonach St.Galler Kaufleute in Barcelona, Valencia, Krakau und Warschau auftraten.

Das «Barcelona» verfügt über einen höhenverstellbaren Sitzungstisch und einen ebenfalls höhenverstellbaren und interaktiven 56-Zoll-Clevertouch-Bildschirm.

Bündelung der Kräfte

In der damaligen Zeit war der Aussenhandel jedoch beschwerlich und grossen Risiken ausgesetzt. Die Transporte erfolgten mit Saumtieren und waren anfällig für Raubüberfalle. Zölle und Abgaben behinderten den Aussenhandel zusätzlich. Anders als heute wurden nicht am Bestimmungsort der Waren Zölle erhoben, sondern es mussten Brücken- und Durchfuhrzölle bezahlt werden. Die St.Galler Kaufleute waren bemüht, diese Hindernisse zu beseitigen. So gelang es den St.Gallern 1387, mit Nürnberg ein Freihandelsabkommen über gegenseitige Zollfreiheit abzuschliessen. 1466 bündelte eine Gruppe St.Galler Kaufleute ihre Anstrengungen zur Organisation ihres europaweiten Leinwandhandels in der Notenstein-Gesellschaft. Ab den 1630er-Jahren wurde die aus einzelnen Familien bestehende Gesellschaft zu Notenstein für die gesamte städtische Unternehmerschaft geöffnet und konstituierte sich neu als kaufmännische Corporation St.Gallen. Diese nahm lokale markt- und finanzpolitische Aufgaben wahr und vertrat die handelspolitischen Interessen der St.Galler Kaufleute gegenüber den eidgenössischen Orten sowie dem Ausland. Die kaufmännische Corporation liess allerdings nur Bürger der Stadt St.Gallen zu, was 1875 zur Gründung eines kantonalen Handels- und Industrievereins führte. 1990 fusio­nierte der St.Galler Textilunternehmer Ueli Forster die beiden Organisationen zur Industrie- und Handelskammer St.Gallen-Appenzell (IHK) und war zugleich erster Präsident.

Wandel mitgestalten

Ihren unermüdlichen Einsatz für den Freihandel und das Denken in grenzüberschreitenden Räumen setzt die IHK auch heute fort. Doch wie sich die IHK über die vergangenen Jahrhunderte entwickelt hat und sich die St.Galler Industrie nach dem Zusammenbruch der Textilindustrie neu ausrichten musste, so muss sich auch die IHK immer wieder neu ausrichten. Seit 1864 bildet das Haus zum Engelskopf an der Gallusstrasse 16 den Sitz der Geschäftsstelle. Der Innenausbau wurde in den vergangenen Jahren schrittweise den heutigen Bedürfnissen angepasst. Auch das vergangene Jahr wurde für umfassende Renovierungs- und Modernisierungsarbeiten genutzt.

Lyon, Nürnberg, Venedig und Barcelona

Die grössten Umbauarbeiten fanden unter anderem im alten Archiv statt. Die über 70 Quadratmeter grosse Fläche wurde zum modernen Multifunktionsraum Venedig umgebaut. Der Raum verfügt über einen interaktiven 86-Zoll-Clevertouch-Bildschirm, ein modernes Beleuchtungskonzept, zwei Toiletten und eine Küchennische. Wie in den bereits bestehenden Räumen ist die Textilvergangenheit mit Stickereiwandgemälden deutlich sicht- und spürbar (mehr dazu im Interview mit Martin Leuthold, Seite 14). Im obersten Stock mit dem grossen Festsaal, bestehend aus den Sitzungszimmern Lyon und Nürnberg mit direkter Sicht auf das Kloster, wurde zudem ein Büroraum in ein Sitzungszimmer umfunktioniert. Mit einem drei Meter langen, höhenverstellbaren Sitzungstisch sowie einem ebenfalls höhenverstellbaren 56-Zoll-Clevertouch-Bildschirm bietet das «Barcelona» modernste Sitzungsatmosphäre. Wie dem aufmerksamen Leser nicht entgangen sein mag, tragen die Seminarräume im Andenken an die Textilvergangenheit allesamt die Namen von bedeutenden Handelsstädten der St.Galler Textilindustrie.

Das «Venedig» wird geprägt durch die auf goldenem Grund gemalte, an Leinentüchern applizierte venezianische Spitze vom bekannten St.Galler Textildesigner Martin Leuthold und verfügt u.a. mit einem 86-Zoll-Clevertouch-Bildschirm über modernste Technik.

Einzigartige Räumlichkeiten an bester Lage

Die IHK St.Gallen-Appenzell bietet diese Räume an bester Lage in der St.Galler Altstadt ihren Mitgliedern und Dritten zur Vermietung an. Insgesamt bietet die IHK auf über 200 Quadratmetern Raum für Seminare, Referate, Besprechungen oder andere Veranstaltungsformate. Auf unserer Webseite finden Sie alle wichtigen Informationen, technische Daten und Preise für unsere Räumlichkeiten. Zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren. Wir freuen uns auf Ihren baldigen Besuch im Haus zum Engelskopf.

Alle Informationen zu unserem neuen Raum­angebot finden Sie hier