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Das Potenzial erneuerbarer Energie auf dem Weg aus der Energiekrise

IHKtalk@HSG Das Potenzial erneuerbarer Energie auf dem Weg aus der Energiekrise

1. September 2022 | Wie kommt die Ostschweiz durch den Winter? Wo müssen die Prioritäten gesetzt werden? Ist jetzt der Moment für eine schnelle Energiewende? Die erste Folge von IHKtalk@HSG dieses Jahres beschäftigt sich mit dem hochaktuellen Thema der Energieversorgungssicherheit. Die Gäste sind Prof. Dr. Wüstenhagen, ordentlicher Professor für Management Erneuerbarer Energien an der Universität St.Gallen und Co-Direktor des Instituts für Wirtschaft und Ökologie, und Markus Züger, Geschäftsleiter und Vizepräsident des Verwaltungsrats von Züger Frischkäse

 

Bricht das Gasnetz zusammen, sind die Lebensmittelregale in zwei Tagen leer

Für Wüstenhagen ist klar, Wind- und Sonnenenergie ermöglichen nicht nur eine erfolgreiche Energiewende, sondern sind auch die Lösung für die aktuelle Energiekrise. Züger Frischkäse hat bereits Vorkehrungen für eine allfällige Energiemangellage getroffen, dennoch wären die Folgen verheerend. Die Lebensmittelindustrie beschäftigt sich schon seit Langem intensiv mit Erneuerbaren Energien. Züger arbeitet bereits heute mit Wind- und Sonnenenergie und trägt damit aktiv zu einer nachhaltigeren Energieversorgung bei, doch mit der Windanlage und der Fotovoltaik kann das Unternehmen bisher nur einen kleinen Teil seines Energiebedarfs decken. Deshalb würde das Unternehmen in einer Mangellage auf fossile Brennstoffe zurückgreifen müssen. Professor Wüstenhagen hält die aktuell verbreitete Einstellung,  sich zwar langfristig auf die notwendige Energiewende zu einigen, aber kurzfristig in die entgegengesetzte Richtung zu gehen, für hochproblematisch.

Sparen ist angesagt

Züger und Wüstenhagen identifizieren verschiedene Entwicklungen, die kumulativ zur aktuellen Situation geführt haben. Der Ukraine-Krieg hat massive Turbulenzen verursacht, ist aber ein Faktor, der nicht beeinflussbar ist. Wüstenhagen spricht die Energiestrategie von 2017, die bis jetzt nicht so implementiert werden konnte wie geplant. Aufgehalten wurde eine effiziente Umsetzung zum einen durch die Rahmenbedingungen und insbesondere den aktiven Widerstand der Interessengruppen, sowie durch eine politische Führung, die sich wenig entscheidungsfreudig zeigt. Züger erwähnt die Abwägungen, die ein Unternehmen vor der Implementierung neuer Energiestrategien machen muss. Die zu bewältigenden Hürden, die zu beachtenden Vorschriften und der zu erwartende Widerstand müssen stets gegen den Nutzen des Vorhabens abgewogen werden. Für Markus Züger hätten schon vor langem, deutliche Signale für einen bewussteren Umgang mit Strom und Gas insbesondere bei den Konsumentinnen und Konsumenten gesetzt werden müssen. Dies hat primär über Preisanreize zu geschehen.

Irgendwo in Europa scheint immer die Sonne

IHK-Direktor Markus Bänziger, der die Sendung moderiert, besprach mit den Gästen auch die Forderungen, die die IHK im Vademecum Energie an die Politik stellt. Eine Kontingentierung ist auf jeden Fall zu vermeiden. Mittel- und langfristig gilt es, die Energieeffizienz zu steigern und das inländische und ausländische Potenzial auszuschöpfen. Alle sind sich einig, dass eine Lösung der Energiekrise für die Schweiz nur in Zusammenarbeit mit Europa gefunden werden kann. Weshalb die Beziehungen zur EU, die einen neuen Tiefpunkt erreicht haben, zwingend verbessert werden müssen.