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Traditionsreicher Rohstoff der Zukunft

Vorteile des Rohstoffes Holz Traditionsreicher Rohstoff der Zukunft

Robert Stadler Stv. Direktor / Leiter Kommunikation IHK

Holz ist der einzige Rohstoff der Schweiz, ist erneuer- und vielseitig einsetzbar und erfreut sich wieder grosser Beliebtheit. Dies hat viel mit den Eigenschaften zu tun: Holz ist nicht nur «heimelig», sondern lässt dank Innovation auch komplexe Bauformen zu. Ebenfalls lassen sich dank Vorfertigung Bauprozesse optimieren. Gerade angesichts der aktuellen Klimadiskussion kann Holz auch seine ökologischen Vorteile ausspielen. Denn der Wald und auch verbautes Holz haben eine senkende Wirkung auf den CO2-Gehalt in der Atmosphäre.

Den Begriff Nachhaltigkeit kennt man im deutschen Sprachgebrauch seit Anfang des 18. Jahrhunderts. Er stammt aus der Forstwirtschaft und entstand aufgrund einer damals herrschenden Holzknappheit. Nachhaltigkeit im ursprünglichen Sinn hat zum Ziel, ein Gleichgewicht zwischen Nutzung und Regeneration einer Ressource zu erreichen. Konkret war also gemeint, dass nur so viel Holz geschlagen wird, wie nachwachsen kann.

Wirtschaftsfaktor Holz

Doch welche Bedeutung hat Holz heute für Wirtschaft und Gesellschaft in Zeiten dauernder Klimadiskussionen? Holz ist der einzige Rohstoff der Schweiz, der zudem unsere Landschaft prägt: Rund ein Drittel der Landesfläche ist heute bewaldet. Dies schlägt sich auch in der Bedeutung der hiesigen Holzwirtschaft nieder. Die Holzverarbeitungsbranche umfasst neben Sägereibetrieben vor allem die Herstellung von Parkett oder Fenstern aus Holz, Schreinerarbeiten für den Innenausbau und die Produktion von vorgefertigten Holzbausystemen. In der Ostschweiz gibt es in diesem Bereich rund 6 600 Stellen. Dazu kommen noch etwa 3 700 Stellen im Holzbau (Zimmerei) und 500 Stellen in der Forstwirtschaft. Insgesamt sind das in den vier Ostschweizer Kantonen also knapp 9 000 Vollzeitstellen oder rund 4 % der Beschäftigten. Zur Holz­branche gehören auch international bekannte Firmen wie Bauwerk in St. Margrethen oder die Blumer-Lehmann AG in Gossau.

Letzteres Unternehmen ist weltweit führend bei Freiform-Konstruktionen aus Holz. Dank Innovation und verbesserten Planungs- und Produktionsprozessen gelingt es, den traditionellen Werk- und Baustoff Holz mit der Formensprache hochstehender Architektur zu verbinden. Es ist kein Zufall, dass Stararchitekten wie Shigeru Ban, Norman Foster oder Herzog & de Meuron auf die Kompetenz des Gossauer Holzverarbeiters zählen. Katharina Lehmann, Inhaberin und Verwaltungsratspräsidentin von Blumer-Lehmann, ist überzeugt von den Vorteilen des Werkstoffes Holz – gerade auch in Sachen Nachhaltigkeit: «Jährlich wachsen im Schweizer Wald rund zehn Millionen Kubikmeter Holz nach, genutzt werden pro Jahr aber nur ungefähr fünf Millionen Kubikmeter.» Es wachse somit viel mehr Holz nach, als geerntet werde. Im Gegensatz zum Tropenwald seien unsere Wälder zum Teil überaltert und Flächen verwalden. «Daher ist es wichtig, dass wir die Wälder nutzen.» Der Wald habe grundsätzlich drei Funktionen: Erholung, Schutz (z.B. der Biodiversität oder gegen Lawinen) und Nutzung. «Ein richtig verstandener Nachhaltigkeitsbegriff bedeutet für mich, dass der Rohstoff genutzt wird und sich daraus Einnahmen und Wertschöpfung ergeben. Damit werden die anderen beiden Funktionen ermöglicht», erklärt Katharina Lehmann.

Holz senkt CO2-Anteil

Als lokal wachsender Rohstoff spielt Holz nicht nur für die regionale Wirtschaft, sondern auch für die Klimapolitik eine wichtige Rolle. «Holz benötigt sehr wenig graue Energie: Es wächst durch Sonnenlicht, benötigt für die Verarbeitung wenig Energie und die Transportwege sind kurz», erklärt Katharina Lehmann. Mit einer gezielten Bewirtschaftung des Waldes lässt sich der CO2-Gehalt der Atmosphäre senken. So konnte die Schweiz seit 1995 dank einer Ausweitung des Baumbestandes jährlich rund 2 Millionen Tonnen CO2 binden. Das sind immerhin rund 4 % der jährlichen CO2-Emissionen. In der Periode von 2008 bis 2012 konnte die Schweiz dank der Waldfläche rund ein Fünftel der laut dem Kyoto-Protokoll erforderlichen Emissionsreduktion abdecken.

Allerdings ist das Potenzial zur Ausweitung des Baumbestandes durch die begrenzte Waldfläche auf der einen und die wachsende Bevölkerungszahl auf der anderen Seite limitiert. Holz hat aber noch eine zweite positive Wirkung auf die Atmosphäre: «Die Wirkung als CO2-Senker kann weiter verlängert werden, indem das Holz nicht verbrannt, sondern verbaut wird», sagt Lehmann. Weil Kohlenstoff im Holz langfristig gebunden wird, dienen auch im Bau und in Möbeln verarbeitetes Holz als temporäre CO2-­Speicher. Aus dieser Senkenwirkung wird eine weitere halbe Tonne an Einsparungen erwartet, ein Beitrag, der sich bei einer stärkeren Verwendung von Holz anstelle anderer Baumaterialien wie Beton oder Metall noch erhöhen liesse.

Holz als Brennstoff

Nachhaltigkeit ist bei der Lehmann-Gruppe ein zentrales Credo – nicht nur weil das Unternehmen mittlerweile auf eine 144-jährige Geschichte zurückblicken kann. Die Wertschöpfungskette des Unternehmens zeigt, wie der Rohstoff Holz nachhaltig genutzt wird. So wird das Holz komplett verwertet: Rundholz wird im Sägewerk eingeschnitten und das Restholz, das nicht als Werk- und Baustoff Verwendung findet, wird zu Brennstoffen wie Pellets verarbeitet oder endet im eigenen Biomassekraftwerk als Prozesswärme und Strom.

Dank der Bemühungen zur Reduktion von fossilen Brennstoffen ist die Bedeutung von Holz auch als Brennstoff in der Schweiz in den letzten Jahren wieder gestiegen. Inzwischen stammt wieder rund 4 % des Gesamtenergieverbrauchs der Schweiz aus Holz. Mit der Verbrennung von Holz können fossile Brennträger ersetzt werden, was eine weitere Reduktion des CO2-Ausstosses ermöglicht, solange die Transportwege kurz bleiben. Zwar können Holzfeuerungen speziell bei kleinen Haushaltsanlagen zu hohen Emissionen von Stickoxiden, Kohlenmonoxid und Feinstaub führen. Letztlich müssen die Effekte aber im Gesamtkontext beurteilt werden. Denn eines ist klar: Mit Holz als nachwachsendem Rohstoff können fossile Energieträger ersetzt werden – was ein Beitrag zur Nachhaltigkeit darstellt.

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