Ausbau der Verkehrinfrastruktur

STEP gegen den
Wettbewerbsnachteil

Am Beispiel der Firma Arcolor AG in Waldstatt AR wird ersichtlich, welche Auswirkungen ein Nein zur STEP-Abstimmungsvorlage haben kann.

20. September 2024, Bruno Eisenhut

Am 24. November dieses Jahres stimmt die Schweizer Stimmbevölkerung über den Ausbauschritt 2023 für die Nationalstrassen ab. Mit den laufenden Ausbauschritten will der Bundesrat das Nationalstrassennetz durch Investitionen in Betrieb, Unterhalt und punktuelle Erweiterungen erhalten. In der Fachsprache nennt sich dies «Strategisches Entwicklungsprogramm» – oder abgekürzt STEP. Die Abstimmungsvorlage umfasst insgesamt sechs Teilprojekte in den verschiedenen Landesregionen, darunter das baureife Projekt beim Rosenbergtunnel St.Gallen. Während das Bundesparlament im September 2023 den vorgeschlagenen Projekten zugestimmt hat, wurde von mehreren Verbänden das Referendum ergriffen. Als Folge davon liegt nun die Abstimmungsvorlage für den November 2024 vor.

Die IHK sieht in dieser Abstimmung eine hohe Wichtigkeit für die Wirtschaft in der Ostschweiz. Wenn der Verkehr auf den Autobahnen fliesst, können Städte und Gemeinden vom Verkehr entlastet werden. Einerseits wird dadurch die Sicherheit im Strassenverkehr erhöht und andererseits auch die Erreichbarkeit der Firmen verbessert – sei es für die Mitarbeitenden oder für die Zu- und Weglieferungen. Schickt das Stimmvolk nun aber die geplanten Ausbauprojekte mit einem Nein zur Abstimmungsvorlage bachab, dürfte es auch für später folgende Strassenprojekte sehr eng werden. So zum Beispiel für den seit Langem geforderten Autobahnzubringer Appenzellerland.

«Wenn der Verkehr auf den Autobahnen fliesst, können Städte und Gemeinden vom Verkehr entlastet werden.»

Verstopfte Strassen, kaum kalkulierbare Transportzeiten oder lange Wartezeiten. Dies sind Faktoren, welche sich für die Firmen in der Ostschweiz zunehmend als Wettbewerbsnachteil erweisen. Mit hohen Kosten muss diesen Tatsachen begegnet werden. Dies bestätigt auch das Beispiel der Firma Arcolor AG in Waldstatt AR. Nicht zuletzt den bestehenden Strassenengpässen sei es nämlich geschuldet, dass die Firma die Produktion anpassen musste, erklärt deren CEO Jörg Müller.

Die Firma ist Weltmarktführer im Bereich der Dekordruckfarben. Täglich verlassen zwei 40-Tönner das Firmenareal in Waldstatt und beliefern via die höchst ausgelastete Zufahrt zur Autobahn A1 Kunden im nahen und fernen Ausland. Da die Kunden sehr kurzfristig bestellen, ist die Firma Arcolor einerseits auf verlässliche Lieferzeiten der Rohmaterialien angewiesen und anderseits muss sie auch die fristgerechte Auslieferung bei den Kunden via externe Spediteure sicherstellen. Vor rund vier Jahren wurde die Arcolor AG deshalb um einen Ergänzungsbau erweitert. «Somit haben wir ein grosses Lager, welches uns die Produktionsplanung erleichtert», so der CEO.

Zudem müssen kostenintensive externe Lagerplätze gemietet werden, damit der tägliche Bedarf an Rohmaterial für die rasche Produktion sichergestellt werden kann. Verständnis für Lieferverzögerungen erhoffe man sich von den Kunden vergebens, erklärt CEO Jörg Müller. Die Reklamationen landen dann jeweils bei der Produktionsfirma und nicht beim Spediteur. «Besonders herausfordernd sind Lieferverzögerungen bei Neukunden», so Jörg Müller weiter. «Diese Lieferungen müssen ausnahmslos gut funktionieren, ansonsten wechseln die Kunden zum Mitbewerber.» Die Infrastruktur müsse nachgebessert werden, fordert Arcolor-CEO Jörg Müller.

«Die Bevölkerungszahl hat in den letzten Jahren in der Schweiz markant zugenommen. Da liegt es auf der Hand, dass auch die Infrastruktur angepasst werden muss.»

Jörg Müller

Mit dem Ergänzungsbau vor rund vier Jahren hat sich die Farbenspezialistin Arcolor zwar zum Standort Waldstatt und verbunden damit zu 80 Arbeitsplätzen bekannt. Dass andere Unternehmen aufgrund der zunehmend unkalkulierbaren Lieferfristen nach anderen Produktionsstandorten Ausschau halten, schliesst Jörg Müller jedoch nicht aus. «Die Bevölkerungszahl hat in den letzten Jahren in der Schweiz markant zugenommen. Da liegt es auf der Hand, dass auch die Infrastruktur angepasst werden muss.»

«Nebst der ungenauen Planbarkeit der Lieferfristen werden die regelmässigen Staus auf den Strassen auch für die Mitarbeitenden zum Problem.»

Jörg Müller

Nebst der ungenauen Planbarkeit der Lieferfristen werden die regelmässigen Staus auf den Strassen auch für die Mitarbeitenden zum Problem. Für viele seiner Mitarbeitenden seien die öffentlichen Verkehrsmittel keine Alternative, da der Produktionsstandort Waldstatt nur mit einem deutlich höheren Zeitaufwand erreichbar wäre. Vielen bleibt somit nur die Ungewissheit «Strasse». Für einige Firmen könne dies zum Nachteil werden, wenn es um die Rekrutierung von Fachkräften gehe, so die Einschätzung von Jörg Müller.

Die IHK St.Gallen-Appenzell wird aufgrund der Beispiele und weiterer Argumente eine eigene Kampagne fahren, welche ein Ja zur STEP-Abstimmungsvorlage empfiehlt.

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