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Relativ teurer Bildungskanton St.Gallen

Stellungnahme zu den Bildungskosten Relativ teurer Bildungskanton St.Gallen

07.02.17 | Die Bildungsausgaben machen im Kanton St.Gallen fast ein Drittel der öffentlichen Ausgaben aus. Der grösste Ostschweizer Kanton gibt denn auch im schweizweiten Vergleich relativ viel Geld für die Bildung aus – dies trifft insbesondere auf die obligatorische Schule zu. Die IHK kam in ihrer im vergangenen November publizierten Studie „Die Finanzlage der Ostschweizer Kantone“ zu diesem Schluss. Das kantonale Bildungsdepartment wiederum zweifelte gewisse Aussagen aus der Studie an, obwohl sich die Zahlen weitgehend mit denjenigen des Bundesamtes für Statistik decken.

Die IHK St.Gallen Appenzell nimmt erfreut zur Kenntnis, dass sich das Bildungsdepartement des Kantons St.Gallen auf die im vergangenen November publizierte IHK-Studie zur Finanzlage der Ostschweizer Kantone stützt. [1] Auf Basis neuer Zahlen des Bundesamtes für Statistik (BfS) kommt das Bildungsdepartement allerdings zu anderen Schlussfolgerungen. [2] Allerdings weisen auch die Zahlen des BfS für St.Gallen überdurchschnittliche Ausgaben für die obligatorische Bildung (inklusive Sonderschulen) aus. Die IHK bleibt deshalb der Meinung, dass die Ursachen für diese hohen Ausgaben näher untersucht werden sollten.

Hohe Ausgaben für die obligatorische Bildung

Sowohl die vom Bildungsdepartement zitierte Studie des BfS als auch die Studie der IHK benutzen die gleichen Daten zu den Bildungsausgaben. Diese werden von der Eidgenössischen Finanzverwaltung (EFV) erhoben und als Teil der Finanzstatistik publiziert.[3] Sie umfassen Zahlen für die Kantone und ihre Gemeinden, wobei in grossen Kantonen nicht alle Gemeinden direkt erfasst werden. Vielmehr kommen Hochrechnungen auf Basis von Stichproben zur Anwendung, was eine gewisse Unschärfe ergibt.
Damit entsprechen die Zahlen in der IHK-Studie in etwa denjenigen des BfS. Insbesondere gilt für den Kanton St.Gallen in beiden Fällen, dass die Ausgaben für die obligatorische Bildung im Vergleich zu den anderen Kantonen hoch sind. Während die IHK-Studie für den Kanton St.Gallen Ausgaben pro Schüler von knapp 18'000 Franken ausweist, so liegen sie beim BfS mit rund 21'000 Franken etwas höher. Der Unterschied entsteht dadurch, dass das BfS die teureren Sonderschulen ebenfalls zum Bereich obligatorische Schulen zählt, während diese in der IHK-Studie separat ausgewiesen werden. Bei den Zahlen der EFV findet sich der Kanton St.Gallen an siebtoberster Stelle, bei denjenigen des BfS an achtoberster Stelle, das heisst in beiden Fällen über dem Durchschnitt. Auch im Vergleich zu den gesamten Ausgaben gibt der Kanton St.Gallen relativ viel Geld für die Bildung aus. Mit den bereits genannten knapp 30% weist der Kanton St.Gallen den vierthöchsten Wert aller Kantone auf.

Gemeindeunterschiede genauer untersuchen

Die IHK St.Gallen-Appenzell ist gerne bereit, die Fragestellungen bezüglich Bildungskosten der Gemeinden vertieft zu untersuchen. So wäre es interessant, die Ursachen für die Ausgabenunterscheide zwischen den Gemeinden näher zu analysieren – gerade angesichts der grossen Bedeutung der Ausgaben für die obligatorische Bildung.
Bei der Klärung solcher Fragen hofft die IHK auf eine gute Zusammenarbeit mit dem Bildungsdepartment des Kantons St.Gallen. Denn die Verwaltung könnte selbst einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Daten im Bereich Bildung leisten. Nachdem der Kanton St.Gallen die Ausgaben für die Bildung aller seiner Gemeinden in der Gemeindefinanzstatistik erfasst und publiziert, wären die genannten Hochrechnungen für den Kanton eigentlich nicht nötig. Vielmehr liesse sich die Zuverlässigkeit der Daten direkt überprüfen.

Investitionen in die Bildung ist Investition in die Zukunft

Seit Jahren engagiert sich die IHK St.Gallen-Appenzell stark für die Bildungspolitik, so zum Beispiel mit der Lancierung einer IT-Bildungsoffensive oder ihrer Forderung nach einer zukunftsgerichteten Struktur der Ostschweizer Fachhochschulen. Die IHK ist überzeugt, dass die richtigen Weichenstellungen im Bildungsbereich die wirtschaftliche Entwicklung einer Region nachhaltig verbessern können. Sie spricht sich deshalb grundsätzlich für Investitionen in die Bildung aus. Allerdings gilt auch für Investitionen in die Bildung, dass sie zielgerichtet, effizient und effektiv eingesetzt werden müssen. Die IHK St.Gallen-Appenzell ist gerne bereit, über die Finanzierungsmechanismen in der Bildung zu diskutieren und zu untersuchen, ob die Bildungsausgaben noch zielführender eingesetzt werden könnten.


[2] Bundesamt für Statistik, Öffentliche Bildungsausgaben 2005 – 2014, BfS aktuell, 2016.

[3] Eidgenössische Finanzverwaltung, Finanzstatistik der Schweiz 2014. Jahresbericht. BfS, 2016.