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Ostschweiz als Wirtschaftsstandort stärken

Roland Ledergerber über seine Ziele Ostschweiz als Wirtschaftsstandort stärken

Roland Ledergerber, Präsident IHK St.Gallen-Appenzell

Seit dem 20. Juni 2018 hat die IHK St. Gallen-Appenzell mit Roland Ledergerber einen neuen Präsidenten. Welche Ziele hat er? Soll der bisherige Kurs weitergeführt werden? Welche Änderungen sind zu erwarten und wofür soll die IHK in der Ära Ledergerber stehen? Roland Ledergerber skizziert, wo er die Schwerpunkte für die künftige Tätigkeit des Ostschweizer Wirtschaftsverbandes setzt.

Die IHK St. Gallen-Appenzell ist gut aufgestellt, agil und unternehmerisch geführt. Sie hat sich in den vergangenen Jahren als Stimme der Ostschweizer Wirtschaft und als Thinktank, der neue Ideen in die öffentliche Diskussion einbringt, profiliert. Sie hat sich – um nur einige Beispiele zu nennen – mit der Informatikoffensive, dem Engagement für die Reorganisation der Fachhochschule Ostschweiz, der Grundlagenarbeit zur Kernregion Ostschweiz, aber auch mit den kontrovers diskutierten Inputs zur Spitallandschaft im Kanton St. Gallen, zu einem ETH-Standort in Wil oder zur Finanzierung der Hochschulen und vielen weiteren Analysen, Artikeln und Beiträgen als wichtige Stimme in der wirtschaftspolitischen Diskussion der Ostschweiz etabliert.

Breites Aufgabenspektrum

Wir wollen und werden uns auch der künftigen Herausforderungen mit vollem Elan annehmen. Gerne möchte ich einige Gedanken zur Arbeit der IHK in den folgenden Jahren skizzieren. Basis unserer Arbeit ist der Zweckartikel in den IHK-Statuten. Dieser Artikel 2 sieht ein breites Aufgabenspektrum vor, das auf vier Kernbereiche zusammengefasst werden kann:

  • Marktwirtschaft: Die IHK setzt sich gegenüber Staat und Öffentlichkeit für eine wettbewerbsfähige und umweltverträgliche Marktwirtschaft ein.
  • Aussenhandel: Die IHK fördert den freien Aussenhandel und berät und unterstützt ihre Mitglieder mit entsprechenden Exportdienstleistungen.
  • Wissen: Die IHK unterstützt den Technologietransfer sowie die Aus- und Weiterbildung.
  • Netzwerk: Die IHK fördert den Erfahrungsaustausch zwischen den Mitgliedern.

So weit die Aufgaben gemäss Statuten. Das ist unser Auftrag, das ist unsere Leitschnur. Danach werden wir uns richten. Wir wollen weiterhin einen positiven Beitrag leisten, um die Ostschweiz als Wirtschaftsstandort und als Lebensraum noch stärker zu machen. 

Wir alle haben das Privileg, in einer enorm spannenden Zeit zu leben und Verantwortung zu übernehmen. Eine Handvoll Megatrends prägen die Zukunft: Demografie, Digitalisierung, Globalisierung und Agglomerationssog. Diese Megatrends fordern uns einerseits heraus, bieten aber auch Chancen. Chancen gerade für eine starke Wirtschaftsregion wie die Ostschweiz.

IHK-Schwerpunkte der nächsten Jahre

Diese Chancen wollen wir nutzen. Thematisch sehe ich folgende sechs Schwerpunkte für die kommenden Jahre:

Erstens: Bildung

Die Schweiz ist ein Hochlohn- und Hochkostenland. Im globalen Wettbewerb können wir also nicht billiger, sondern nur besser sein. Wir müssen uns durch Qualität differenzieren. Deshalb ist unser erstes Schwergewicht die Bildung. Von der Berufslehre über die Weiterbildung an einer Fachhochschule bis zum Ingenieurstudium.

Zweitens: Innovationsfreundliches Umfeld

Wir wollen – und wir müssen! – Gutes besser machen. Neue Ideen, neue Einsichten, neue Wege. Deshalb ist die Förderung eines innovationsfreundlichen Umfeldes unser zweites Schwergewicht. Dazu brauchen wir Wissen, wie bspw. an der EMPA, inspirierende Netzwerke, wie bspw. die Zusammenarbeit zwischen unseren technischen Fachhochschulen und den Industrieunternehmen, und mutige Jungunternehmer, wie bspw. im Startfeld.

Drittens: Digitale Kompetenzen

Die Digitalisierung wird unser Leben verändern und alle Lebensbereiche durchdringen. Um im internationalen und globalen Wettbewerb erfolgreich bestehen zu können, müssen wir in der Ostschweiz über die notwendigen digitalen Kompetenzen verfügen. Dem Aufbau dieser digitalen Kompetenzen ist das dritte Schwergewicht gewidmet. Das illustrative Beispiel dafür ist die bereits erwähnte, von der IHK lancierte IT-Bildungsoffensive.

Viertens: Verkehrsinfrastruktur

Wir Menschen streben nach einem immer besseren Leben. Damit uns das gelingt, müssen wir wachsen. Wachstum bedeutet Bewegung. Bewegung von Menschen und Gütern. Dies setzt eine funktionierende, leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur voraus – unser viertes Schwergewicht.

Fünftens: Vereinbarkeit von Beruf und Familie

Die demografische Entwicklung wird uns in Zukunft he­rausfordern. Die Reproduktions- bzw. Geburtenrate wird vermutlich weiter sinken; damit wird der Fachkräftemangel tendenziell wachsen. Gleichzeitig wird die Lebens­erwartung steigen; damit werden die Altersvorsorge und das Gesundheitswesen ganz besonders gefordert sein. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bildet das fünfte Schwergewicht unserer Arbeit.

Sechstens: Staatliche Aufgabenerfüllung

Der nationale und internationale Standortwettbewerb wird sich weiter verschärfen. Erstklassige Standortfaktoren sind ein Muss. Die IHK wird auch in Zukunft – das ist unser sechstes Schwergewicht – ein besonderes Augenmerk auf das Preis-Leistungs-Verhältnis der staatlichen Aufgabenerfüllung richten.

Diese sechs Pfeiler geben die Stossrichtung unserer Arbeit in den kommenden Jahren vor. Ein Plan ist nur so gut wie seine Umsetzung. Deshalb werden wir uns diszipliniert und systematisch um nachhaltige Resultate kümmern. Spannende Ideen und Entwürfe gehören genauso dazu wie die tägliche Kleinarbeit. Zudem werden wir auch in Zukunft Plattformen bieten für erstklassige Exportdienstleistungen, den erfolgreichen Wissenstransfer und das Vernetzen der Unternehmen untereinander.

Auf Ostschweizer Stärken bauen

Die Herausforderungen der Zukunft erfolgreich bewältigen und die sich bietenden Chancen packen kann nur, wer positiv, weltoffen und veränderungsbereit ans Werk geht. Die Internationalität und der Erfolg vieler unserer Mitgliedunternehmen sind dafür die beste Vorgabe. Ein besonderes Anliegen ist für mich dabei die Art und Weise, wie wir mit der «Marke Ostschweiz» umgehen. Die Attraktivität bzw. Reputation eines Produktes ist nur so gut, wie sie vom Zielpublikum wahrgenommen wird. Jedes Unternehmen versucht seinen eigenen Brand zu stärken. Das sollten wir als Wirtschaftsregion Ostschweiz auch tun. Das heisst: Wir bauen auf unsere Stärken und vermarkten diese selbstbewusst. Die Schwächen adressieren wir intern selbstkritisch. Hier sehe ich auch in Zukunft eine wichtige Rolle der IHK: Wir werden wie in der Vergangenheit faktenbasiert und mit unternehmerischem Ehrgeiz den Finger auf wunde Punkte legen, Denkanstösse geben und Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigen. Wir lamentieren nicht und wir beklagen nicht. Wir machen gemeinsam Gutes besser.

Es ist für mich eine grosse Ehre, die IHK als Präsident führen zu dürfen. Ich freue mich auf diese Aufgabe, die Zusammenarbeit mit dem Vorstand und der Geschäftsleitung und den Austausch mit den Mitgliedunternehmen. Gerne setze ich mich für eine starke Wirtschaftsregion und einen attraktiven Lebensraum Ostschweiz ein.

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