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Handlungsbedarf bei Spitallandschaft bestätigt

Spital-VR schlägt ähnliche Strategie vor wie die IHK mit HFutura Handlungsbedarf bei Spitallandschaft bestätigt

Die St.Galler Spitäler sind gemäss dem Verwaltungsrat der Spitalverbunde in einer prekären finanziellen Lage. Angesichts der seit Jahren bekannten Megatrends in der Gesundheitsversorgung überrascht dies wenig. Die IHK St.Gallen-Appenzell präsentierte deshalb vor knapp fünf Jahren mit der Studie «HFutura» eine alternative Spitalstrategie für den Kanton St.Gallen. Diese empfahl fünf Akutspitäler und vier ambulante Gesundheitszentren. Es ist positiv, dass der Verwaltungsrat der Spitalverbunde nun eine ähnliche Strategie fahren möchte. Leider kommt diese Erkenntnis einfach etwas spät. Der von der Regierung eingesetzte Lenkungsausschuss muss nun zügig, sachlich und ohne regionalpolitische Scheuklappen an die Arbeit.

Fünf Akutspitäler und vier ambulante Gesundheitszentren war die Empfehlung für den Kanton St.Gallen, welche die Studie HFutura im August 2013 präsentierte. Die von der IHK St.Gallen-Appenzell beim renommierten Beratungsunternehmen Lenz Beratungen & Dienstleistungen in Auftrag gegebenen Studie sorgte für viel Wirbel in der kantonalen Politik. Dabei analysierte die Studie sachlich die Ausgangslage und führte dazu bekannte Megatrends in der Gesundheitsversorgung auf: Verlagerung medizinischer Leistungen in den ambulanten Bereich, stärkere Standortkonzentrationen um Fallzahlen und Qualität zu erhöhen, medizinischer Fortschritt, demographische Entwicklung oder die erschwerte Rekrutierung von qualifiziertem Personal.

Spital-VR geht noch weiter als IHK

Es sind dieselben Entwicklungen, welche nun auch vom Verwaltungsrat der Spitalverbunde des Kantons St.Gallen ins Feld geführt werden. Mittels Medienmitteilung informiert er, dass den Spitalverbunden ohne wirksames Gegensteuern ein strukturelles Defizit von jährlich 70 Mio. Franken drohe. Der Verwaltungsrat sieht deshalb die medizinische Versorgung im Kanton St.Gallen gefährdet. Um Gegensteuer zu geben schlägt er eine medizinische Leistungskonzentration vor. Konkret soll künftig nur noch ein Akutspital pro Spitalverbund geführt werden (St.Gallen, Grabs, Uznach, Wil). An den anderen fünf Spitalstandorten soll das Leistungsangebot neu konzipiert werden, möglicherweise in Form von ambulanten Gesundheitszentren in Kooperation mit den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte. Die IHK-Studie schlug weitgehend dieses Vorgehen vor, ging allerdings etwas weniger weit: HFutura sah fünf Akutspitäler und vier ambulante Gesundheitszentren vor.

Lenkungsausschuss ist gefordert

Der Verwaltungsrat der Spitalverbunde wählt dramatische Worte, die aufgrund der genannten Trends allerdings wenig überraschend sind. Es konnte erwartet werden, dass die verzettelte St.Galler Spitallandschaft grösste Mühe haben dürfte, die hohe medizinische Qualität bei vernünftigen Kosten aufrecht zu erhalten. Es ist zwar bitter, dass diese Erkenntnis erst jetzt – nach den Volksabstimmungen Ende 2014 – vorhanden ist. Nichtsdestotrotz ist es zu begrüssen, wenn der Realität nun endlich ins Auge geschaut wird und die Entwicklung doch noch in die damals von der IHK vorgeschlagene Richtung gehen sollte. Der von der Regierung eingesetzte Lenkungsausschuss zur Strategieentwicklung ist nun gefordert. Er muss zügig an die Arbeit gehen und die Herausforderungen sachlich und möglichst ohne regionalpolitischen Scheuklappen anpacken.

Staatspolitisch fragwürdig

Nebst den gesundheitspolitischen stellen sich vor allem auch staatspolitische Fragen. Die Spitalstrategie des Kantons ist eine von mehreren Vorlagen der letzten Jahre, bei denen sich Annahmen der Regierung innert kurzer Zeit als Schall und Rauch erweisen. Kritische Diskussionen werden nicht zugelassen. Die Politik muss einen Weg finden, wichtige politische Fragen sachlich und ergebnisoffen diskutieren zu können. Wenn man diese Lehre ziehen würde, wäre immerhin etwas aus der unglücklichen Entwicklung bei der Spitalpolitik erreicht.

Medienmitteilungen zur Präsentation der Studie HFutura

18.08.2013: Spitalstrategie ernsthaft hinterfragen (IHK präsentiert Studie HFutura)

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