IHK aktuell
Gut gesagt ist halb gewonnen
Kommunikation ist Führungsaufgabe.

9. Mai 2025, Livio Kaiser
Auftrittskompetenz ist kein «Nice-to-have», sondern eine Schlüsselqualifikation in der zielgerichteten Kommunikation. Bruno Eisenhut, Leiter Aussenbeziehungen bei der IHK und langjähriger Journalist, und Kathrin Loppacher, Leiterin Academy, haben in diesem Jahr bereits verschiedene Auftrittskompetenzseminare sowie Medien- und Kameratrainings durchgeführt. Im Interview erklären sie, was ein guter Auftritt ausmacht.
Bruno, warum ist Auftrittskompetenz für Führungspersonen und für Politikerinnen und Politiker so wichtig?
Bruno Eisenhut: Nur wer fasziniert, kann sich das Interesse des Vis-à-vis sichern. Und das Interesse ist zwingend nötig, wenn man eine Botschaft vermitteln will. Eine gute Idee oder ein kluger Plan allein reicht nicht – wer überzeugen will, muss die richtige Botschaft klar, verständlich und wirkungsvoll vermitteln können.

Üben, üben, üben: Kathrin Loppacher feilt mit den Teilnehmenden an der treffsicheren Botschaft.
Was sind die häufigsten Fehler bei öffentlichen Auftritten?
Bruno Eisenhut: Viele unterschätzen die Bedeutung der Vorbereitung und der klaren persönlichen Zielsetzung. Sie verlassen sich darauf, dass sie «einfach mal drauflosreden» können – das geht fast immer schief. Belanglose oder gar sich wiederholende Aussagen ohne leicht nachvollziehbare Botschaft langweilen das Publikum; und ein gelangweiltes Publikum ist innert Sekunden gedanklich weg und kehrt auch nicht mehr zurück.
«Eine offene Haltung, ein fester Stand, gezielte Gesten und ein ruhiger Blickkontakt signalisieren Glaubwürdigkeit.»
Kathrin Loppacher
Leiterin Academy und Office Management, IHK St.Gallen-Appenzell
Kathrin, welche Rolle spielt die Körpersprache bei einem überzeugenden Auftritt?
Kathrin Loppacher: Wissenschaftliche Studien zeigen, dass die Wirkung eines Redners zu über 90 Prozent durch Körpersprache und Stimme bestimmt wird – der Inhalt macht nicht einmal 10 Prozent aus. Menschen nehmen unbewusst wahr, ob jemand selbstbewusst auftritt oder sich unsicher fühlt. Eine offene Haltung, ein fester Stand, gezielte Gesten und ein ruhiger Blickkontakt signalisieren Glaubwürdigkeit. Dagegen können nervöse Bewegungen, ein gesenkter Blick oder verschränkte Arme die Botschaft schwächen
Was ist das Entscheidende für einen gelungenen Auftritt?
Kathrin Loppacher: Am Ende dreht sich alles um die Kernbotschaft. Was soll das Publikum in einem Satz über deinen Auftritt erzählen? Wie sollte die nächste Schlagzeile in der Zeitung zu deinem Auftritt lauten? Wenn du diese hast, mach daraus ein Storytelling. Menschen erinnern sich an Geschichten, nicht an
blosse Fakten.
«Ich behaupte, «Naturtalente» gibt es nicht. Aber es gibt jene, welche sich durch Training das Anwenden erleichtert haben und mit der Routine zu Könnern oder Könnerinnen geworden sind.»
Bruno Eisenhut
Leiter Aussenbeziehungen, IHK St.Gallen-Appenzell
Was rätst du jemandem, der noch mit einer Seminaranmeldung zögert?
Bruno Eisenhut: Als Allererstes braucht es eine ehrliche Selbsteinschätzung. Wer seine Schwächen akzeptiert und sich diesen stellt, ist deutlich im Vorteil gegenüber jenen, die sich zu sicher fühlen. Denn überzeugend auftreten kann gelernt werden. Ich behaupte, «Naturtalente» gibt es nicht. Aber es gibt jene, welche sich durch Training das Anwenden erleichtert haben und mit der Routine zu Könnern oder Könnerinnen geworden sind.
Welche Trainingsmethoden sind am effizientesten?
Kathrin Loppacher: Aus unserer Erfahrung wissen wir, dass Video und Audioanalysen besonders effektiv sind: Wer sich selbst sprechen sieht oder wer seine Antworten in einem Radiointerview reflektiert, erkennt oft sofort Verbesserungspotenzial. In unseren Seminaren fokussieren wir genau darauf: Üben vor Kamera und am Mikrofon, gefolgt von ehrlichem Feedback.