Gastgeberregion der IHK-Generalversammlung 2025
Gossau in Farbe
Eindrücke einer lebendigen Region.

9. Mai 2025, Emilia Plattner und Jan Riss
Gossau ist bunt. Das zeigt sich in der Vielfalt der Unternehmen, in der Öffentlichkeit (wo nebst dem Gossau-Schriftzug sogar die Poller auf dem Trottoir farbig sind), in der Bevölkerung sowie im Freizeitangebot. Dieser Artikel greift ausgewählte Farbtupfer und Zahlen aus der Gastgeberregion der diesjährigen IHK-Generalversammlung auf.

Geschichtsträchtig
Gossau feierte 2024 sein 1200-jähriges Bestehen. Die erste urkundliche Erwähnung im Jahr 824 bezieht sich auf einen Besitzüberschrieb an das Kloster St.Gallen. Die Ursprünge dürften aber noch deutlich weiter zurückreichen. Wahrscheinlich waren bereits um 400 v. Chr. keltische Siedler in der Region. Ihren Namen verdankt die Stadt Gossau dem Alemannen Coz oder Cozzo beziehungsweise dessen Siedlung «Cozesauva» (Die Aue des Coz). 1638 wurde Gossau von einem Dorfbrand heimgesucht. Von einer Bäckerei griff ein Brand auf Kirche, Kapelle, Pfrundhaus und 19 weitere Häuser über. Der Wiederaufbau gestaltete sich schwierig, weil die Wirtschaftslage wegen des Dreissigjährigen Krieges angespannt war und kaum Handwerker im Dorf waren. Mitte des 19. Jahrhunderts setzte dann eine rasante wirtschaftliche Entwicklung ein, ausgelöst durch die erste Handstickmaschine. Die Stickerei wurde zum tragenden Element der örtlichen Wirtschaft und erlebte ihre Blüte um die Jahrhundertwende. Zu dieser Zeit war Gossau auch für sein florierendes Mühlegewerbe bekannt.


Öffentlicher Verkehr
Heute ist Gossau ÖV-Drehscheibe mit Anbindungen auf der Ost-West-Achse sowie in den Thurgau und ins Appenzellerland. Die Wanderschuhe sind in den Sommer- und Herbstmonaten allgegenwärtig auf den Perrons. Die optimale ÖV-Lage zeigt sich auch in den Pendlerzahlen: Täglich pendeln 8’272 Personen zu und 6’030 weg. 62,5% der Beschäftigten in Gossau sind Pendler. Dieser Anteil ist höher als in den Städten St.Gallen (57,2%), Wil (59,8%) und Rapperswil-Jona (57,5%).

Stadt mit Dorfcharakter
Gossau zählt heute rund 18’400 Einwohnerinnen und Einwohner und ist damit die viertgrösste Gemeinde im Kanton. Doch der Dorfcharakter ist geblieben und wird gepflegt. Man trifft sich auf dem Wochenmarkt, im «Treff 13», in einem der weit über hundert Vereine oder am «Chläusler». Gossau steht damit exemplarisch für die «softurbane Ostschweiz».

Stau
Der Verkehr – ein leidiges Thema und Dauerpolitikum. Er zwängt sich durch Gossau. Werktags werden durchschnittlich rund 13’600 Fahrzeuge auf der Achse Bad Friedensberg–Herisau gezählt, auf der Achse Mettendorf–St.Gallen gar deren 17’300. Das Zentrum ist chronisch überlastet, der Stau beim «Ochsen»-Kreisel gehört schon beinahe zum Ortsbild. Das Problem ist zu Teilen hausgemacht, wird durch den Schwerverkehr aber verschärft. Dringende notwendige Entlastung soll der Zubringer Appenzellerland mit Anschluss ins Industriegebiet ASGO bringen. Dessen Chancen auf eine Realisierung sind mit dem STEP-Nein im vergangenen November aber nicht grösser geworden.
«Mit dem Areal St.Gallen West – Gossau Ost (ASGO) verfügt Gossau über eines der vielversprechendsten wirtschaftlichen Entwicklungsgebiete in der Ostschweiz.»

Aufbruch
Mit dem Areal St.Gallen West – Gossau Ost (ASGO) verfügt Gossau über eines der vielversprechendsten wirtschaftlichen Entwicklungsgebiete in der Ostschweiz. Bereits heute sind im Perimeter rund 800 Unternehmen mit zirka 12’400 Vollzeitarbeitsplätzen tätig. Mit der Vision 2050 stellt der Verein die Weichen für die Zukunft. In der Bevölkerung vermittelt derweil das Grossprojekt «Sportwelt Gossau» Aufbruchstimmung. An zwei Standorten sollen bis in die 2030er-Jahre neue Sport- und Freizeitanlagen entstehen.

Unternehmerische Vielfalt
Gossau hat eine starke und vielfältige unternehmerische Basis. Um nur einige Beispiele zu nennen: Die Blumer Lehmann AG realisiert innovative Holzbauprojekte auf der ganzen Welt, während HakaGerodur hochwertige Kunststoffrohrsysteme für Infrastrukturprojekte produziert. Die MEGA Gossau AG ist Schweizer Marktführer im Zinkdruckguss. Die Ernst Sutter AG wiederum steht für qualitativ hochstehende Lebensmittelproduktion. Mit den Verteilzentren der Coop Region Ostschweiz-Ticino sowie der Genossenschaft Migros Ostschweiz ist Gossau die Ostschweizer Logistikdrehscheibe der grossen Detailhändlerinnen. Insgesamt gibt es in Gossau knapp 1’300 Betriebe mit rund 13’500 beschäftigten Personen (Stand 2022). Das Verhältnis von Beschäftigten zur Wohnbevölkerung ist mit 74% vergleichsweise hoch. Mit 86,4% liegt die Erwerbsquote deutlich über dem Schweizer wie auch über dem kantonalen Durchschnitt. 37,5% der Beschäftigten sind im zweiten Sektor tätig, was selbst in der industrieorientierten Ostschweiz klar überdurchschnittlich ist.
Quellen: Stadt Gossau, Fachstelle für Statistik des Kantons St.Gallen, Bau und Umweltdepartement des Kantons St.Gallen, Bundesamt für Statistik, Verein Areal St.Gallen West – Gossau Ost