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Digitale Ostschweiz stärken

Machbarkeitsstudie zu Informatik-Studiengang an der HSG abgeschlossen Digitale Ostschweiz stärken

Zukunft Ostschweiz, IT-Bildungsoffensive, HSG, Checkübergabe, Peter Spenger, Kurt Weigelt, Thomas Bieger
Die Universität St.Gallen (HSG) könnte mit einem neuen Studiengang, der Informatik und Management kombiniert, ein attraktives Angebot für das digitale Zeitalter schaffen. Damit würde sie dem Fachkräftemangel in der Ostschweiz entgegenwirken und einen Beitrag zum IT-Standort leisten. Dies zeigen die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie, welche die HSG im Auftrag der Industrie- und Handelskammer IHK St.Gallen-Appenzell erstellt hat.

«Programmiere oder werde programmiert!» Mit diesen drastischen Worten weist der Autor Douglas Rushkoff darauf hin, dass die Digitalisierung sowohl in Wirtschaft als auch Gesellschaft stattfindet. Dies verlangt von uns allen zunehmend neue Kompetenzen, damit die Schweiz auch in Zukunft durch Innovation und mit einer wettbewerbsfähigen Wirtschaft ihren Wohlstand sichern kann. Entsprechende Bildungsangebote sind der Schlüssel, um dem schon heute vorhandenen Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

Neuer Studiengang bereits ab Herbst 2019?

Vor diesem Hintergrund hat die Industrie- und Handelskammer St.Gallen-Appenzell (IHK) die HSG im November 2015 mit der Erstellung einer Konzept- und Machbarkeitsstudie beauftragt. Diese sollte klären, ob die Einrichtung eines neuen Studienschwerpunkts Informatik an der Universität möglich und sinnvoll ist. Die Ergebnisse liegen nun vor und sie sind eindeutig: Ein Studienschwerpunkt, der Informatik und Management kombiniert, ist machbar und sinnvoll.
Die Autoren der Studie, die Professoren Walter Brenner und Jan Marco Leimeister sowie Dr. Jochen Müller, haben drei mögliche Stossrichtungen eines solchen Studienganges dargestellt. In ihrer favori-sierten Variante schlagen sie vor, sowohl ein Bachelor- als auch ein Master-Programm einzuführen. Um Zeit zu gewinnen, soll zunächst mit einer Master-Ausbildung gestartet werden, welche für Bachelor-Absolvierende passender Fachrichtungen anderer Universitäten offen stehen würde. Kurz danach soll auch mit einer eigenen Bachelor-Ausbildung begonnen werden. Im Vollausbau würde der Studiengang rund 100 Studierende auf Bachelor- und rund 50 Studierende auf Master-Stufe umfassen. Könnte der Start des Masterprogramms im Herbst 2019 erfolgen, kämen die ersten Master-Absolventen 2022, die ersten Bachelor-Absolventen 2024 auf den Arbeitsmarkt.

Die Autoren empfehlen einen Wirtschaftsinformatik-Studiengang, der technisch ausgerichtet ist. Das erste Drittel des Curriculums würde mit Grundlagen aus den Kernfächern der Informatik (Software Engineering, Programmierung, Arbeiten mit Datenbanken) belegt. Das zweite Drittel würde Kernthemen aus der Wirtschaftsinformatik (Konstruktionslehre, Produktentwicklung) und Fragen der Digitalisierung umfassen. Das dritte Drittel wäre mit Inhalten des Wirtschaftsstudiums (Betriebs- und Volkwirtschaftslehre, Mathematik, Recht) zu belegen, womit auch die heutigen Stärken der HSG eingebracht werden könnten.

Für einen Studienschwerpunkt müssten rund acht Professuren zur Verfügung stehen, damit in Lehre und Forschung die neuen Themen abgedeckt werden könnten. Die Autoren gehen davon aus, dass eine Anschubfinanzierung über einen Zeitraum von acht Jahren notwendig sein wird. Dies würdeeine Investition von gesamthaft maximal 30 Millionen Franken bedeuten. Nach diesen acht Jahren soll der Studiengang − u.a. aufgrund von Beiträgen anderer Kantone an die Ausbildungskosten ihrer Studierenden sowie durch Studiengebühren − weitgehend selbsttragend sein.

Grosser Nutzen für die Region

Dass die Region und die Wirtschaft von einem solchen Studiengang profitieren würden, davon sind die Autoren überzeugt. Sei dies durch gut ausgebildete Absolventinnen und Absolventen, neue Forschungsschwerpunkte, die sich als Motor von Innovation und von Neugründungen erweisen könnten, vielfältige Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit regionalen Unternehmen und durch eine Stär-kung der Bekanntheit der Region als IT-Standort.

Die IHK St. Gallen-Appenzell als Initiantin der Machbarkeitsstudie begrüsst das positive Ergebnis der Studie und diese Zukunftsaussichten. Dr. Kurt Weigelt, Direktor der IHK: «Wir sind über die fundierten Abklärungen und Ergebnisse erfreut und versprechen uns von einem Studienschwerpunkt Informatik einen wichtigen Beitrag zur Linderung des Fachkräftemangels. Das stärkt die Ostschweizer Wirtschaft und ihre Innovationsfähigkeit. Wir wünschen uns, dass die Politik jetzt zügig die nächsten Schritte unternimmt, damit die HSG mit dem Aufbau beginnen kann.» Auch sei die IHK selbstverständlich weiterhin dazu bereit, den Studiengang durch ihr Knowhow und Netzwerk in der Wirtschaft zu unterstützen.

«Die Digitalisierung ist kein kurzfristiges Phänomen. Sie wird grosse Auswirkungen auf Gesellschaft und Wirtschaft haben», sagt Prof. Dr. Thomas Bieger, Rektor der Universität St.Gallen. «Um die Chancen dieser Entwicklung wahrzunehmen, braucht es jedoch entsprechende Ausbildungen. Ein Studienschwerpunkt Informatik ergäbe klare Synergien mit dem Profil der HSG als Wirtschaftsuniversität. Zudem kann ein Beitrag zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts und des IT-Clusters St.Gallen geleistet werden.» Die HSG werde gerne an der konkreten Ausarbeitung eines solchen Studiengangs arbeiten, dafür brauche es jedoch nun einen Auftrag sowie auch die notwendigen Mittel seitens der Politik.