1. Umfrage zur Coronakrise
Coronavirus trifft Ostschweizer Wirtschaft mit voller Wucht
Die Pandemie verändert das Leben unserer Gesellschaft und Wirtschaft. Mehr als die Hälfte der Unternehmen rechnet mit Liquiditätsproblemen.

25. März 2020
Das Coronavirus verändert gerade das Leben unserer Gesellschaft und trifft auch die Ostschweizer Wirtschaft mit voller Wucht. Mehr als die Hälfte der Unternehmen rechnet mit Liquiditätsproblemen. Das zeigt eine repräsentative Umfrage der IHK St.Gallen-Appenzell und der IHK Thurgau, an welcher über 1’200 Ostschweizer Unternehmen teilgenommen haben.
Eine Umfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) St.Gallen-Appenzell und der IHK Thurgau vermittelt ein erstes systematisches Bild über die Auswirkungen der CoronaPandemie auf die Ostschweizer Wirtschaft. An der Umfrage teilgenommen haben über 1’200 Unternehmen aus der Kernregion Ostschweiz mit den Kantonen St.Gallen, Appenzell Ausserhoden, Appenzell Innerrhoden sowie Thurgau. Die hohe Teilnahme zeigt das starke Interesse der Ostschweizer Wirtschaft an den Auswirkungen der Pandemie auf die Region. Dank der grossen Grundgesamtheit sind in der Umfrage alle Unternehmensgrössen, alle Branchen und Sektoren gut abgedeckt. Die IHK St.Gallen-Appenzell und die IHK Thurgau haben die wesentlichen Umfrageergebnisse in der neusten Ausgabe des gemeinsamen Publikationsformats EcoOst ZOOM kommentiert und publiziert.
Guter Start ins Jahr, aber alle Unternehmen erwarten Erschwernisse
Die Unternehmen in der Ostschweiz sind mehrheitlich zufrieden mit dem Geschäftsgang in den ersten beiden Monaten des Jahres 2020: Über 90% der befragten Unternehmen beurteilen ihre Geschäftsentwicklung zu Beginn dieses Jahres als befriedigend bis gut. 78.9% geben zudem an, bis Ende Februar keine besonderen Erschwernisse aufgrund des Coronavirus gehabt zu haben. So gut die Ostschweizer Wirtschaft ins Jahr gestartet ist, so unerwartet und mit voller Wucht trifft sie nun die Corona-Pandemie. 95% der Umfrageteilnehmer erwarten in den kommenden Wochen Erschwernisse in ihrem Geschäftsgang. Die Mehrheit geht von deutlich weniger Bestellungseingängen und generell einer tieferen Nachfrage nach ihren Dienstleistungen aus. Dabei spielt die Unsicherheit über den künftigen Verlauf eine zentrale Rolle. Die grössten Schwierigkeiten sind bei Unternehmen im Gastgewerbe (Beherbergung / Gastronomie) sowie im Detailhandel, bei den elektrischen Ausrüstungen sowie in verschiedenen Dienstleistungssektoren zu orten.
Hohe Umsatzeinbussen führen zu Liquiditätsproblemen
Die Umfrage zeigt: Die strikten, behördlich verordneten Massnahmen bis hin zu Betriebsschliessungen führen zu drastischen Umsatzeinbussen bei den Ostschweizer Unternehmen. Doch auch noch geöffnete Betriebe rechnen mit deutlichen Umsatzeinbussen in den kommenden Monaten, da als Folgewirkung die Nachfrage nach ihren Produkten und Dienstleistungen stark zurückgeht. Rund die Hälfte der Unternehmen rechnet im ersten Halbjahr mit Umsatzeinbussen von 20% bis 40%, ein Drittel geht gar von Umsatzeinbussen von 50% und mehr aus.
Fehlt der Umsatz, fehlt Geld im Unternehmen. 57.5% der Umfrageteilnehmer rechnen aufgrund der Erschwernisse durch die Corona-Pandemie in den nächsten Wochen mit Liquiditätsproblemen. Dabei zeigt sich: Je kleiner ein Unternehmen ist, desto akuter ist das Problem.
Wie lange dauert die Krise noch an?
Ein Grossteil der Unternehmen erwartet, dass die Krise noch sechs Monate andauern wird – nämlich 44.5%. Nur gerade 8.2% meinen, die Krise sei in weniger als drei Monaten gemeistert. Wie lange die Corona-Krise effektiv noch andauern wird und wie lange die Wirtschaft braucht, bis alle Prozesse wieder im Normalbetrieb sind, ist heute kaum abzuschätzen. «Aus volkwirtschaftlicher Sicht geht es darum, die Ostschweizer Wirtschaft mit der benötigten Liquidität zu versorgen, die Arbeitsplätze zu schützen und durch die Einhaltung strikter Hygienemassnahmen einen totalen Lockdown zu verhindern», sagt Alessandro Sgro, Chefökonom der IHK St.Gallen-Appenzell. Zudem gelte es, eigenverantwortlich die Chancen zu nutzen, die sich auch dank der Digitalisierung ergeben. Hier seien aktuell sehr viele positive Entwicklungen zu beobachten.
Weitere Dokumente
Zur Umfrage
Die IHK St.Gallen-Appenzell und die IHK Thurgau haben die Umfrage zwischen dem 20. und dem 23. März 2020 unter ihren Mitgliedunternehmen durchgeführt. Insgesamt haben 1’237 Unternehmen daran teilgenommen.
Die Umfrage ist Bestandteil einer Umfrageserie zur Coronakrise unter Ostschweizer Unternehmen. Ziel dieser Umfrageserie ist es, ein systematisches Bild zur Verfassung, der aktuellen Risikoeinschätzung und der Zukunftsperspektiven der Ostschweizer Wirtschaft zu entwickeln und über den Krisenzeitraum nachverfolgen zu können.